von Marv Marvmallow
Wer sagt eigentlich, dass schwarze Löcher nur „schwarz“ sind? Vielleicht sind sie auf der anderen Seite wunderschön bunt.
Vielleicht haben sie Schuppen, Rüssel, einen Mund. Sind sowohl eckig als auch rund, und besitzen in Wahrheit unendlich viele andere Seiten: viel mehr, als wir jemals sehen könnten. Oder sehen wollten.
Unsere Sicht heute ist verdunkelt. Wir sehen nur das Schlechte. Es zieht uns an, in seinen rotierenden Bann, dem nicht mal Licht entfliehen kann. Wie ein schwarzes Loch im Kopf: alles dunkel, dunkel, dunkel. Im Dunkeln ist gut jammern! Und meckern, vor allem übers Wetter, was hierzulande wirklich einfach ist.
Wir lieben Fragen wie: Was fehlt? Was tut weh? Was ist sonderbar? Wie stehe ich im Vergleich da? Ständig größer, höher, weiter, reicher … ständig auf der Überholspur. Dabei wurzelt unser Problem im Sehen nur. Denn die Sterne um uns herum leuchten doch hell! Das Leben ist weder zu schnell, noch zu schwarz.
Wir selbst sind es. Wir erwarten stets das Schlimmste, hoffen aufs Beste und lehnen uns cool zurück im Schaukelstuhl. Er wippt im selben Tik-Tok-Takt, in dem das schwarze Loch einst pulsiert hat. Wir lehnen uns zurück in unserer Singularität aus Privilegien, schauen gemütlich zu, als wäre alles ein Thriller während der Apokalypse, machen nebenbei 50 Liegestütze und sicherheitshalber hamstern wir einen Warenkorb voll Schwarz. Dutzende Töpfe, damit wir weiter schwarz malen können.
Denn Schwarz fasziniert uns. Es macht uns verrückt. Aufmerksamkeits-Konditionierung geglückt: Mad is the New Black. Wir lieben emotionale Schlagzeilen und meinen, wir müssten all das Negative aushalten.
Das ist ja wohl unsere Pflicht!
Doch das bringt nichts, wenn wir lediglich noch funktionieren. Wenn wir lethargisch schwarz sehen, ohne aktiv zu agieren, dann ist kein schwarzes Loch, sondern unser eigener Kopf irgendwann unser letztes Grab. Vielleicht ist Schwarz sogar das Schönste, das es jemals im Universum gab! Vielleicht sind schwarze Löcher wunderschön bunt, und das ist hier mal keine Referenz zum Pride, nein. Wir sehen weit und breit nur schwarz, weil unser Kopf Farben nicht mehr als Farben begreift. …
Stopp. Schluss! Mir reicht das. Endgültig!
Ich türme mich auf, höher als alle schwarzen Farbtöpfe dieser Welt zusammen. Ich breche aus und laufe einmal um das schwarze Loch herum. Ist zwar gefährlich, aber sei‘s drum!
Ich will es riskieren, die Kontrolle zu verlieren, auch wenn ich dadurch weniger Zeit habe, „Orange is the New Black“ zu konsumieren. Ich mache die Augen zu und das Herz auf, für einen neuen Ereignishorizont.
Und prompt werde ich belohnt.
Ich erblicke das Schönste, das ich jemals gesehen habe! Bunt wie eine Seifenblase, und doch ganz anders: fremd und vertraut, aus Träumen gebaut und in der Ursuppe gebraut.
Auf der anderen Seite vom schwarzen Loch ist: ein Kürbis. Ein Kürbis so groß wie Mikronesien. Mit Rüssel und Schuppen, aber ohne Mund, und rund ist er auch nicht. Er ist infrarot und das komplette Gegenteil von Schwarz oder Tod. Er ist das helle Leben! Endlose Inspiration, ein Ebenbild der Anti-Gravitation.
Dunkle Materie sichtbar gemacht.
Neues Lebensgefühl sprudelnd erwacht.
Der Perspektivwechsel hat sich wirklich gelohnt. Und wie er das hat!
Vielleicht wäre er auch etwas für dich. Es gibt zwar keine Cookies, aber einen Kürbis.
© Marv Marvmallow 2024-07-02