von SusiBock
Ein Schwarzkappler[1] ist keine Entenart, gehört nicht zu den Elstern und ist schon gar kein Kiebitz[2] – obwohl man genau diesen Eindruck gewinnen könnte. Ich wurde einmal Opfer eines Schwarzkapplers und zwar genau in der Sekunde, als sich die Türen der U-Bahn öffneten und ich aussteigen wollte. Er lag vermutlich schon mehrere Stationen lang auf der Lauer, beobachtete die ein- und aussteigenden Menschen, ordnete sie den Kategorien „Verdächtig“ und „Unverdächtig“ zu und entschied sich letztendlich für mich. Ich! Eine Verdächtige! Unschuldiger kann niemand aussehen, meine Güte. Noch dazu – aber das verrate ich jetzt nur Ihnen – habe ich, seit ich denken und sie bezahlen kann, eine Jahreskarte. Jedenfalls ergab sich folgender wunderbarer Dialog.
Er: „Den Fahrschein, bitte.“
Ich: „Ich will aber jetzt aussteigen.“
Ich steige aus. Er steigt auch aus.
Ich (meine Jahreskarte hervorkramend): „Müssen Sie mich genau in dem Moment kontrollieren, in dem ich aussteigen will?“
Er: „Sie haben ja keine blinkenden Lamperln[3] auf dem Kopf, damit jeder sieht, dass Sie aussteigen wollen.“
Ich: „Nein, aber ich stand genau vor der Tür und habe den Aussteigeknopf gedrückt und DER hat geblinkt!“
Ich zeige ihm meine Jahreskarte und gehe ab. Immerhin hat er sich höflich bedankt.
Manchmal hat man ja auch das Gefühl, Fahrscheinkontrollen dienen einzig und allein der Geldbeschaffung (wie auch Parkraumüberwachung). Ich erlebte einmal live, wie eine Frau in der Straßenbahn 60 Euro Strafe zahlen musste, weil der Kontrollor den Eindruck hatte, sie hätte ihren Fahrschein erst entwertet als „Fahrscheinkontrolle“ gerufen wurde. Dagegen ist man wohl machtlos, da würde nur noch der Videobeweis wie beim Fußball helfen.
Schwarzkappler sind in den öffentlichen Verkehrsmitteln aber nicht die einzigen komischen Vögel. Manchmal sind es auch die Fahrer, die dir seelenruhig zusehen, wie du zur Straßenbahn oder zum Bus hastest, nur um in dem Moment, in dem dein Finger den Einstiegsknopf berührt, die Türen zu schließen und mit einem wohligen Gefühl der Macht davonzufahren.
Manchmal sind es aber auch die anderen Fahrgäste: Manche singen oder schimpfen. Andere reden laut mit sich selbst oder laut mit anderen. Viele reden laut in ihr Handy. Manche schlafen und pinkeln sich dabei an. Andere essen – vorwiegend wohlriechenden Kebap – und rülpsen. Viele lesen diese schrecklichen Gratis-Zeitungen und lassen sie dann liegen, so dass die nachfolgenden Fahrgäste zuerst ihren Sitzplatz freiräumen müssen. In Österreich gibt es eine Tonband-Ansage in den Öffis[4], in denen eine Kinderstimme, die wahrscheinlich die Herzen rühren soll, die Fahrgäste bittet, ihre Zeitungen nicht liegen zu lassen. So weit hat es Österreich gebracht. Danke!
[1]Fahrscheinkontrollor
[2]Ein Kiebitz schaut beim Kartenspielen den anderen zu/in die Karten.
[3]Lämpchen
[4]Öffentliche Verkehrsmittel
© SusiBock 2021-01-03