Schweben

Wieder einmal habe ich vergessen, mir die Tage der Wiener Buchmesse dick im Kalender anzustreichen und freizuhalten, aber zumindest ein paar Stunden gehen sich aus.

1.Tag – Eröffnung: Ich betrete die Halle im relativ neuen Messegelände im Prater und sofort umfängt mich diese großartige Atmosphäre von ausstellenden Verlagen. Von Autoren, die aus ihren Werken lesen. Von interessierten Besuchern, die, so wie ich, beglückt durch die Gänge zwischen den Ausstellungsständen schweben. Und natürlich Bücher über Bücher. Am liebsten würde ich die nächsten Wochen einfach nur lesend hier verbringen. Heute höre ich gleich einen meiner persönlichen Lieblingsautoren, Arno Geiger, der aus seinem letzten Buch „Das glückliche Geheimnis“ liest. Ich beneide ihn wieder um diese großartige Idee, in Müllcontainern nach literarischen Schätzen zu suchen. Auch ich habe als Kind Schätze aus dem Müll nach Hause gebracht, meistens irgendwelches Spielzeug oder Dinge, die mir zu wertvoll erschienen, um weggeworfen zu werden. Meine Mutter war nicht sehr begeistert davon. Heute kommen auch noch Maria Happel und Robert Seethaler, was für ein großartiger Beginn!

2.Tag: Ich schaffe nur eine Veranstaltung abends. Möchte eigentlich zu Jo Nesbø, der in meiner alten Schule liest, bekomme aber keinen Platz mehr und gehe deshalb zu Heinz Bachmann, dem Bruder von Ingeborg Bachmann. Er hat ein Buch über seine Schwester geschrieben und erzählt auch viel über sie. Er ist deutlich jünger und manchmal frage ich mich, ob er sie wirklich so gut gekannt hat. Treffe hier zum zweiten Mal meine Lieblingsschwägerin und freue mich sehr. Wir schaffen es sonst viel zu selten, uns zu sehen. Da wir beide einen Festivalpass haben, zahlt es sich aus, auch einmal nur für eine Veranstaltung zu kommen.

3.Tag: Heute habe ich endlich etwas mehr Zeit für die Messe und freue mich schon sehr. Aber gleich beim Betreten der Halle weiß ich, dass das keine gute Idee war. Es ist Freitagvormittag und der Lärm von gefühlt der Hälfte von Wiens Schulklassen brandet mir entgegen. Prinzipiell freue ich mich ja, wenn Lesen doch wieder auch bei Jungen in ist, aber viele wirken nicht wirklich interessiert, spielen und laufen in den Gängen oder hetzen herum, um irgendwelche Fragebögen auszufüllen. Immerhin höre ich heute doch noch Jo Nesbø. Er ist ein richtiger Star hier, zieht viele Zuschauer an und er ist ziemlich cool. Ich kenne nur einen seiner Krimis und beschließe, mehr zu besorgen. Sowieso starte ich heute mit dem Einkaufen, versuche allerdings, mich etwas zurückzuhalten in Anbetracht der Tatsache, dass sich bei uns zu Hause noch dutzende ungelesene Bücher stapeln. Treffe zum dritten Mal meine Schwägerin.

Den 4. Tag muss ich arbeitsbedingt leider komplett auslassen.

5.und letzter Tag: Nach dem Besuch von zwei interessanten Diskussionsrunden, der wunderbaren Doris Knecht und dem Kauf von noch ein paar Büchern sehe ich zum ersten Mal das sonntägliche Ö1 Quiz live. Bewundere die Kandidaten, die den Mut haben, vor Publikum anzutreten. Genieße dann noch ein bisschen die Atmosphäre und freue mich auf meine neuen Bücher.