Schwübogn und Kranzlflechtn

Margit Schinerl

von Margit Schinerl

Story

Mit knapp 16 Jahren übersiedelte ich mit meinen Eltern von einem Dorf in das andere, in unser neu gebautes Haus. Nicht nur dieser Umstand war an sich schon ein sehr schöner, hatte ich doch hier auch die Aussicht, irgendwann sogar ein eigenes Zimmer zu bekommen. Mit Beginn dieser Jugendzeit geht auch der Wunsch nach vermehrten sozialen Kontakten einher, “fortgehen” wollten wir. Was immer wir unter “fortgehen” verstanden haben. Am Lande war dies natürlich erst Thema, hatte man/Bursch ein Moped oder schon den Führerschein fürs Auto, damit man „die Mentscha”(Mädchen) mitnehmen konnte. Für uns brave Mentscha war das umso schwieriger.

Wir wohnten grade mal einige Wochen im neuen Dorf, als schon Anfragen kamen, ob ich nicht beim Kranzlflechtn helfen möchte, weil im Dorf eine Hochzeit bevorstand. Welch Aufregung und Abwechslung, ich wusste zwar nicht, worum es hier ging, doch war ich gleich dabei! Und für die Eltern war das auch in Ordnung. Es galt, einen Schwübogen vorzubereiten. Das war Sache der männlichen Dorfjugend. Mit dem Traktor wurden Baumstämme vom nahen Wald geholt, es wurde ein Gestell gezimmert und zusammengenagelt, das dann mit den “Kranzln” geschmückt wurde. Es wurde mit Reisig ummantelt, sodaß es grün war. Der Torbogen beim Elternhaus des Bräutigams oder der Braut wurde damit geschmückt, oben war eine Tafel angebracht, “Ein Hoch dem Brautpaar” stand darauf.

Die Mentscha durften den Aufputz für den Schwübogen machen, also Kranzlflechtn und Roserl machen. Der grüne Reisig wurde zu Kranzln geflochten und rund um den Rahmen geflochten, anschließend wurde das Gestell mit Roserl geschmückt. Diese Roserl bestanden aus rotem und weißem Krepppapier und wurden an so manchen Abenden gebastelt. Ich glaube mich zu erinnern, dass es damals schon recht lustig zuging. Ob hier wohl Alkohol im Spiel war?

Das Schwübogen-Aufstellen war dann eine besondere Aufregung: passt eh alles mit der Größe vom Tor, mit den Befestigungen? Haben wir genug Roserl gemacht?? Alles gut gegangen, es dauerte halt bis in die Nacht hinein, bis alles fertig war. Doch es war alles in Ordnung für die Erwachsenen, es spielte sich ja alles daheim, im Dorf, ab. Ich glaube mich erinnern zu können, dass die eine oder andere Flasche Wein geleert wurde …

Bei der Hochzeit war die Dorfjugend dann natürlich dabei!

Nach der Hochzeit musste der Schwübogen dann auch wieder abgebaut werden – auch da halfen wieder alle zusammen, und auch da wurde – vielleicht 😉 – die eine oder andere Flasche Wein oder Bier geleert.

Ich war nur bei einigen wenigen Dorfhochzeiten dabei, leider ist dieser Brauch mit der Zeit abhanden gekommen bzw. wurde in den Jahren danach weniger geheiratet. Zumindest waren diese Anlässe oft auch Gelegenheit für die Dorfjugend, “fortzugehen”, für diejenigen mit Führerschein und geborgtem Auto, ging es manchmal sogar “in die Stadt“ zum Kegelscheibn … doch das ist eine andere Geschichte…

Nun aber das PS: Schwübogen kommt von “Schwippbogen” – denk ich.

© Margit Schinerl 2022-05-02

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