Scream & Scram

Die Sonne kitzelte Fiona an der Nase und bald darauf war ein lautes „Hatschi“ zu hören. Sie schaute verträumt auf das Meer hinaus und sah wie ein Fisch aus dem Wasser sprang. Fiona fröstelte, denn sie hatte heute nur einen Bärenfellmantel an.

In Sibirien hatte es an warmen Tagen normalerweise Minus 50 Grad, aber heute war es erstaunlich warm. Fast zu warm. „Ach Simo, mein größter Traum wäre es eines Tages mit einer Familie und dir in Portugal zu leben.“Der Hund sah sie mit großen Augen an. Er hatte Hunger. Sie seufzte: „Du musst keine Angst haben, Simo, ich bin bei dir.“ „Hier“, flüsterte sie und gab ihm einen Knochen. Die 15-Jährige war mit ihrem Hund Simo alleine, nur mit einem Rucksack voller Vorräte und Fellen von zu Hause aufgebrochen. Ihren Vater hatte sie bereits mit 5 Jahren verloren. Ihre Mutter hatte sie nie kennengelernt. Das Mädchen war bei ihrer Großmutter aufgewachsen, aber vor ein paar Tagen, kam sie nicht mehr vom Angeln zurück. Fiona hatte vergeblich nach ihr gesucht, aber sie hatte nicht einmal eine Spur gefunden. Also, war sie zu dem Entschluss gekommen, mit dem alten Ruderboot, das schon ewig im Schuppen stand, in ein anderes Land zu kommen. Ihre Hoffnung war es, sich bis Portugal durchzuschlagen. Denn sie wollte nicht im Heim landen.

Sie ruderte bis sie Blasen an den Fingern hatte.

Irgendwann, mitten in der Nacht, schreckte sie hoch. Sie war eingeschlafen, das was sie eigentlich nicht wollte. Sie schaute auf ihre Armbanduhr, die einen großen Sprung im Glas hatte. „Darauf kann ich nichts mehr erkennen. So ein Mist.“„Tja, dumm gelaufen“, hörte sie eine tiefe Stimme sagen.

Fiona gab einen spitzen Schrei von sich. Sie rief in die Dunkelheit „Wer ist da?“.

Simo schaute sie verschlafen an, was sie wenigstens ein bisschen beruhigte war, dass er da war. Sie bekam keine Antwort. Plötzlich sah sie in der Ferne Scheinwerfer. Das grelle Licht kam immer näher. Sie spürte, wie in ihr die Angst aufstieg. Ihr wurde heiß und kalt zugleich. Es war, als lebte sie gerade ihren schlimmsten Alptraum, als sie sah, wie ein kleines Passagierschiff ihr entgegenkam. Sie wusste, dass das ihr und Simos Tod sein konnte, wenn sie jetzt nicht reagierte.

Wie wild ruderte sie hektisch nach rechts. Plötzlich riss ihr eine Welle ein Paddel aus der schweißnassen Hand. Simo bellte laut auf, das war das letzte was sie noch registrierte…