von Erich Stöger
Manchmal wurde auch das eine oder andere südamerikanische Land angelaufen. In Erinnerung habe ich da besonders Kolumbien und Venezuela. Kolumbien, am nördlichsten Zipfel von Südamerika mit der Hafenstadt Cartagena hat mich damals sehr bedrückt. In meinem Alter hat mich damals Politik rein gar nicht interessiert. Aber wenn man die Gangway heruntergeht und man befindet sich von Soldaten umgeben, die ihre Gewehre bereithalten, während sie die Ausweise der Landgänger kontrollieren und obendrein extrem grimmig dreinschauen, vergeht einem der Spaß an Erkundungen. Und genau so erging es mir. Die Stadt, von dicken Mauern umgeben, wirkte düster auf mich und relativ bald machte ich mich auch wieder auf den Weg zum Schiff. Ich hatte nichts gekauft und daher fiel die Kontrolle der Soldaten eher nüchtern aus. Um von den Sehenswürdigkeiten etwas zu erfahren, las ich in den diversen Prospekten nach. Aber wie gesagt, von der schönen alten Kolonialstadt bekam ich nur wenig mit. Auch die angeblich wunderbaren Strände der umliegenden Inseln und auch des Festlandes blieben mir fremd. Angeblich gab es zu dieser Zeit auch einen Kalten Krieg und eine Militärjunta. Aber wie gesagt, das alles war mir fremd und unbekannt. Allerdings wusste ich mich nahe dem Panamakanal, den ich so gerne erlebt hätte. Es würde noch einige Jahre dauern bis ich diesen berühmten Wasserweg, der den Atlantik mit dem Pazifik verbindet, befahren würde.
Nach solch doch eher seltenen nicht zufriedenen stellenden Ausflügen, kehrte meine Glückseligkeit und meine Zufriedenheit aber rasch wieder zurück. Wesentlich wohler fühlte ich mich in Venezuela. Einmal machten wir von La Guaira aus, einen Ausflug mit dem Taxi in die höher gelegene Hauptstadt Caracas. Der Preis für die Hin- und Rückfahrt wurde im Vorhinein ausgehandelt, und erst zurück in La Guaira bezahlt. Wir fuhren laut Taxifahrer, einige Kilometer auf der berühmten Panamericana. Was sich später als gelogen herausstellte. Diese Nord-Südverbindung, 1936 geschaffen, ist rund dreißigtausend Kilometer lang. Sie beginnt bei Circle-Fairbanks in Alaska und endet in Feuerland bei Ushuaia. Ich konnte nicht ahnen, dass ich viele, viele Jahre später einmal an deren Beginn und auch ein andermal an ihrem Ende stehen würde. Wir waren begeistert. Der Taxifahrer zeigte uns einige Sehenswürdigkeiten und während unserer Auffahrt mit der Seilbahn in den Avila National Park war er in Warteposition. Er sollte uns nach ausgemachter Zeit vom Caracas Hilton abholen. Dort genehmigten wir uns einen Drink in der Gardenlounge und dann ging es wieder runter nach La Guaira. Ein toller Ausflug nahm sein Ende.
Kurz zurück in die Karibik. Eine der größten Karibikinseln konnte ich nicht kennenlernen und erleben. Kuba durften wir nämlich nicht anlaufen. Wir hatten ja Großteils amerikanische Passagiere und die damalige politische Lage zwischen der UdSSR und den USA war ja auch wegen dieses Inselstaates sehr angespannt.
Aber so in Gedanken versunken, sehe ich mich doch irgendwann eine gute Zigarre rauchend und edlen Rum trinkend, irgendwo in Havanna sitzen. Hoffentlich!
© Erich Stöger 2024-03-01