Sehnsucht

Ein nachdenklicher Mensch wird in diesen Zeiten oft in eine melancholische Stimmung eintauchen. Und genau in einem solchen Moment ist es mir passiert. Ich hatte plötzlich Sehnsucht.

Ich konnte es nicht erklären und definieren. Es war ein unbeschreiblich tiefes Gefühl. Aber nach was? Nach Nähe zu einem geliebten Menschen? Nach Meer, nach Strand, nach Sonne, nach Freiheit, nach dem Feeling an der Reling zu stehen und die frische Brise des Meeres zu riechen? Auf den unendlichen Horizont zu blicken? Ich wollte mir noch unendlich viele Dinge aufzählen, aber es war plötzlich im Kopf.

Es war einfach Sehnsucht.

Wie Lichtblitze tauchten ungefragt einige Erinnerungen auf … an meinen Seelenmenschen, der mich seit Jahren in meinem Herzen begleitet, im geheimen natürlich. Der mir viele schöne Glücksmomente aber auch Schmerzen bereitet hat. Es wurde mir aber tatsächlich bewusst, wie dankbar ich ihm dafür bin. Ja genau dir, du Genie ;)

Ich erinnerte mich zurück an einen grandiosen Ausblick vom Schiff auf die Stadt New York, wie sie sich da im Nachtlicht von ihrer besten Seite präsentierte. Die Stadt, die niemals schläft, wie ich sie in Filmen oft gesehen habe, ist wirklich zu meiner Realität geworden. Und wie jetzt in der Corona Krise, die Menschen auch dort leiden müssen. Ein schrecklicher Gedanke und doch war es in meiner Erinnerung ein Glücksmoment. Da war sie wieder, diese Dankbarkeit in mir, dass ich das noch erleben durfte. Ich habe mir diesen Traum erfüllen können.

Aber es ging schon wieder weiter in meiner Gedankenreise. Ist es Sehnsucht nach Meer? Sehnsucht nach meiner Palme, die an einem weißen Sandstrand schon auf mich wartet? Sehnsucht nach Wärme? Sehnsucht nach Freiheit? Ja genau, auch diese Gefühle machten sich breit. Mein erster Gedanke war, einfach weg. Dann sitze ich in ein paar Stunden mit einem Cocktail unter der Palme. Ach nein, da fiel mir ein, das geht ja gar nicht. Es herrscht überall Chaos auf der Welt. Ein Virus verbreitet Krankheit und Tod, er hat alles durcheinander gebracht. Es gibt überall Grenzschliessungen und der Flugbetrieb wurde eingestellt. Ausgangsbeschränkungen, Maskenpflicht, Abstand halten, zu Hause bleiben, Home Office und vieles vieles mehr. Ein treffender Satz in diesen Zeiten war „schau auf mich, schau auf dich“!!! In allen Medien war es tagtäglich präsent.

Und doch wurde mein Gefühl der Sehnsucht stärker und stärker.

Und ständig diese Fragen? Nach Nähe oder Freiheit? Nach Liebe oder Einsamkeit? Nach dem Gefühl von zuhause sein oder von Fernweh?

Die Fragen blieben unbeantwortet ABER die Sehnsucht ist geblieben.