Seit Beginn der Pandemie, also seit Reisen für uns Menschen der westlichen Welt nicht mehr so einfach zu planen und zu unternehmen sind wie in der Zeit davor sehne ich mich ganz besonders nach dem Meer; nach einem unbeschwerten, wochenlangen Aufenthalt im Süden. Ich sehne mich nach täglichem Schwimmen und Schnorcheln im Salzwasser; danach einzutauchen, im Salzwasser, es auf meiner Haut zu spüren; auch nach dem Anblick dieser unendlich weiten Wasserfläche; nach dem gleichmäßigen Geräusch der ankommenden und wegflutenden Wellen; nach der salzigen Luft; nach dem, gemäß Tageszeit und Witterung sich verändernden Farbenspiel des Himmels und dieser großen Wasseroberfläche.
Vermutlich sehne ich mich auch deshalb so sehr danach, weil ich mich, im nunmehr 2. Jahr der Pandemie, erschöpft, angespannt und müde fühle und das Meer jener Ort ist, an dem ich am allerbesten Kraft schöpfen kann.
Eigentlich sehne ich mich ja zeitlebens immer wieder nach dem Meer. Seit ich als kleines Kind auf Urlauben mit meinen Eltern das Meer erleben durfte. Auch damals schon fiel mir der Abschied vom Meer immer unendlich schwer; machte mich traurig. Sorgsam bewahrte ich dann einige Muscheln auf, die ich am Strand gefunden hatte. Ständig möchte ich wieder ans Meer reisen, dort verweilen und plane am liebsten Reisen an Orte am Meer. Das Meer ist mein Heilungsort, fühle ich und sehne mich nach ihm.
Manche Orte vermögen mir diese Sehnsucht etwas zu nehmen. Es sind dies durchaus immer Orte an großen Wassern oder Gewässern: an einem größeren See, beispielsweise oder an einem großen und mächtigen Fluss.
Sehr gerne suche ich darum diese Orte auf. So auch gestern beispielsweise die Donau: Sie zeigte sich mit wellenbewegtem grünem, von kleinen Schaumkrönchen geziertem Wasser. Am anderen Ufer sah ich die Netze und Häuschen der Daubenfischer und dahinter das grün-silberne Gewoge der Aubäume, die den Fluss säumen. Keinerlei nachmittägliche Schwüle war spürbar, vielmehr die frische, vom Wasser kommende Fluss-Luft; dieser unverwechselbare Geruch nach Donau und Donauschlamm, der mir seit jeher vertraut ist, habe ich doch stets viel Zeit in und an diesem Fluss verbracht. Einige Momente lang war meine Sehnsucht gestillt; die Freude darüber erfüllt noch heute mein Herz.
© Roswitha Springschitz 2021-05-05