Sei Mutig und Stark

Sei Mutig und Stark

„Hallo, ich bin die Anne!“ Ich war neun Jahre alt und blickte in ca. 20 Paar Kinderaugen, die mich neugierig und abwartend anblickten. Ich stellte mich vor und dann kam der Kommentar, den ich schon so oft gehört hatte, „Wow, you sure are different!“ „Wow, du bist echt anders!“ Als ich 15 war, wurde Mrs. Spinner meine Englisch-Lehrerin und von da an änderte sich mein Leben.

Eines Tages sagte Mrs. Spinner zu mir, „Anne, möchtest du nicht Mitglied in unserem Theater and Rhetorik Klub werden?“ Sie sagte, ich müsse meine Angst überwinden. Durch die Zuwendung und Unterstützung von Mrs. Spinner, nahm ich also den ersten Schritt in Richtung Selbstvertrauen, Zuversicht und Selbstbewusstsein.

Meine erste Aufgabe war ein Monolog von Anne Boleyn kurz vor ihrer Hinrichtung. Negatives Denken beherrschte mich total – Selbstzweifel, Hilflosigkeit, Selbstmitleid, Versagensängste – generelle Angst und Anspannung steuerten mich. Da konnte ich proben soviel ich wollte, alles klang hohl und leer, unglaubwürdig. Eines Tages, nach einer langen Probe, sagte Mrs. Spinner zu mir, „Anne, wir alle haben Angst in unserem Leben, aber es kommt darauf an, wie man mit dieser Angst umgeht. Lässt man sie übernehmen und lässt die Angst regieren, wird man sich nie entfalten können. Aber nimmt man TROTZ Angst all seinen Mut und Stärke zusammen und wagt den Schritt aus der Angst, ist die Belohnung groß.“

Mit einem Mal verstand ich, dass wenn ich einfach vorangehe, weiter gehe, trotz meiner Angst, würde ich frei werden und könnte einfach so spielen wie ich die Szene spürte. Nichts würde mich mehr davon abhalten authentisch zu sein. Ich fing an zu glauben, dass ich gut genug war und entschied mich mutig und stark zu sein.

Tatsächlich – es war wie eine Befreiung! Meine Darstellung von Anne Boleyn an unserem Theaterabend in der High School war ein voller Erfolg. Ich durfte an einem Theater und Rhetorik Wettbewerb aller US High Schools Europaweit teilnehmen. Mein Vater hatte mir geholfen für diesen Wettbewerb eine Rede zu schreiben mit der ich den 1. Preis gewann. Beim Theater und Schauspielwettbewerb gewann ich den 2. Preis. Ich war überglücklich, aber vor allem war ich dankbar! Dankbar, dass ich Mrs. Spinner begegnen durfte, dass sie mir gezeigt hatte, dass „anders“ sein gar nicht so „anders“ ist. Jedem, der diese Geschichte liest, sage ich „Sei frei, nimm an wer du bist und glaube an dich, auch wenn die Umstände oder Menschen eine andere Sprache sprechen und dich glauben machen wollen, dass es nicht weiter geht, dass du nicht gut genug bist oder was auch immer. Nimm es nicht an, gehe einfach weiter in der Hoffnung und Zuversicht. Was kommt, kommt und das wird gut. Du bist nicht allein. Sei mutig und stark!“