Seifenblasen

“Juhu, ich habe die Seifenblasen wiedergefunden. Ich habe sie gefunden!” Mein siebenjähriger Sohn tänzelt entzückt auf der Terrasse umher. So einfach ist es für ein Kind, Glück zu empfinden. Seifenblasen. Eine verloren geglaubte und nun wiedergefundene Dose Pustefix um nicht einmal zwei Euro bedeuten für ihn pure Freude. Und die ist tatsächlich ansteckend. Ich sehe ihm zu und auf meinem Gesicht zeichnet sich ein Lächeln ab. Viele Tage war es weg. Der plötzliche Tod eines nahen Angehörigen hatte mich wie eine schwarze Welle erfasst und mit sich fortgespült. An einen düsteren Ort, wo es kein Licht, keine Wärme und schon gar keine Freude gibt.

“Magst du auch einmal durchblasen?”, er hält mir die Plastikhalterung mit der kreisrunden Öffnung vor die Nase. Ich versuche es, doch es kommt nichts.

“Ich kann es nicht. Das funktioniert nicht. Ich glaube, die sind zu lange herumgelegen. Die sind wahrscheinlich kaputt”, sage ich entmutigt.

Da werde ich sogleich eines Besseren belehrt. “Nein, Mama. Die sind nicht kaputt. Du musst das mit Gefühl machen. Ganz langsam musst du Luft ins Loch hineinpusten. Mit zuviel Druck geht das nicht”, erfahre ich von meinem Kind. Er zeigt es vor. Und tatsächlich. Viele glitzernde Seifenblasen ziehen an uns vorüber.

“Jetzt du!”, sagt er. Ich halte mich an die Vorgaben meines Sohnes, spitze die Lippen und puste ganz vorsichtig. Und er hat recht. Weniger war wiedereinmal mehr. Keine Erwartungen. Nur Freude am Tun. Und plötzlich tanzen dutzende glitzernde, filigrane Kugeln in unserem Garten um die Wette. Große und kleine. Runde und ovale. Manche zerplatzen gleich. Andere legen sich majestätisch auf die Wiese. Wieder andere ziehen über unser Haus hinweg und fliegen in Richtung der Wolken.

“Siehst du. Die fliegen jetzt zu denen, die schon im Himmel sind, hinauf”, sagt er, als ob dies das Selbstverständlichste auf der Welt wäre. Ich sehe ihn lange an. Diesen weisen, kleinen Menschen und wir umarmen uns innig.

Es sind die Kinder, die uns in dunklen Momenten mit ausgestrecktem Zeigefinger verdeutlichen, worum es im Leben geht. Lange beobachten wir das Seifenblasen-Schauspiel in unserem Garten. Die Zeit steht still.