von Giggu
Seitenweise bin ich in meiner Adoleszenz den literarischen Spuren von Hesse, Doderer, Zweig, Sartre und anderen Großen gefolgt. Auch von Balladen und Gedichten ließ ich mich bezaubern. Seitenweise las ich mich durch meist deprimierende Schicksale, durchlebte wortreiche Schachtelsätze, um ganz in die Handlungen einzutauchen. Meine Bewunderung galt – und gilt noch – all diesen genialen Literaten.
Und doch…
Und doch vertrug sich auf die Dauer Klassisches, Schwermütiges nicht mit meiner inneren Einstellung. Andere, zeitgemäßere Schriftsteller mussten her. Eine Zeit lang faszinierte mich Kundera, Eco und natürlich Benoite Groult, die mich „Salz auf unserer Haut“ herzklopfend spüren ließ.
Seitenweise hatte sich der glückliche Bücherwurm in mir durch die dicksten Bücher genagt.
Und dann…
Und dann habe ich “ihn” gefunden und “es” gelesen. Das hat mein Leben nicht verändert, aber sehr nachhaltig meine Sicht der Dinge: “Er” ist Friedrich Torberg und “es” ist DAS BUCH: “Die Tante Jolesch oder der Untergang des Abendlandes in Anekdoten“. Voller Begeisterung sog ich die Kurzgeschichten auf, merkte, dass Philosophisches sich bestens mit Heiterkeit verträgt. Mehr noch, dass es eine wahre Kunst ist, in ein paar Zeilen eine Geschichte zu erzählen und auch die Atmosphäre so zu vermitteln, dass Leserinnen und Leser die Szene vor ihrem geistigen Auge entstehen lassen können. Als Höhepunkt wird durch eine treffende Wortwahl eine geniale Schlusspointe gesetzt. Ich behaupte, dass es ungleich schwieriger ist, stimmige Kürzestprosa zu schreiben, als in aller Ausführlichkeit Beschreibungen zu “mäandern”. – – – Gut. Beides hat was für sich – keine Frage!
Aber heute möchte ich das Feuilleton, das Essay, die Anekdote, die Kurzprosa und, ja, auch unsere 2500-Zeichen-Storys ein wenig auf´s Podest heben.
Es sind literarische Essenzen – ich möchte sie nicht missen!
© Giggu 2021-10-25