(Selbst-) Gespräche

Regen. Mal wieder. Schwere Tropfen peitschen gegen mein Fenster. Grau in Grau dieser Tag. Plötzlich stolpere ich darüber. Eine Erinnerung – ausgelöst von einem Foto. In meinem Kopf stehe ich wieder vor dir und höre deine Stimme. Ich höre deine Worte, die mir sagen, dass das Leben immer einen Sinn hat, man muss nur manchmal etwas genauer danach Ausschau halten.

Kurz sehne ich mich nach exakt diesem Gespräch, nach deinen Worten, die mir damals halt gaben. Und doch kommt gleichzeitig ein Gefühl von Wut in mir hoch. „Du hast leicht reden“, murmle ich vor mich hin „ich bin ja schließlich die, die sich weiter durch dieses Leben schlagen muss!“

Aus der Emotion heraus segelt das Foto quer über den Tisch und landet mit dem Gesicht nach unten auf der anderen Seite. Ich starre zum Fenster hinaus und folge den Regentropfen, die sich langsam ihren Weg der Schwerkraft beugend weiter nach unten bahnen.

Ich stehe auf, raufe mir kurz die Haare und atme einige Male tief durch. Mein Gewicht hinterlässt einen leichten Abdruck auf dem mit Leder gepolsterten Sessel, der sogleich wieder verschwindet. Warum habe ich das Gefühl, dass alles immer so schwer sein muss? Kann ich nicht einfach nur mein Leben genießen, ohne ständig von der Vergangenheit eingeholt zu werden? „Aber deine Vergangenheit ist genau das, was dich zu der Person macht, die du heute bist!“ Erneut deine Stimme. Ich laufe im Zimmer auf und ab wie ein nervöses Tier. „Und das soll mir jetzt genau wie weiter helfen? Was, wenn ich nicht diese Person sein möchte, oder nicht mehr?“ — ”Dann ändere deine Richtung!“ — “Das ist nicht so einfach.” — “Nichts im Leben ist einfach, Richtungen zu ändern erfordert Mut, vielleicht mehr Mut als dir lieb ist, aber unmöglich ist es nicht, sofern du dich dazu entscheidest.“

Stille.

Die Worte hallen in meinem Kopf nach.

Mut.

Ich gehe zurück zum Tisch, und beginne damit meinen Rucksack zu packen.

Richtungen.

Ich nehme den Mantel vom Kleiderständer und ziehe meine Schuhe an.

Entscheidungen.