von Marie Kirchner
Ich therapiere mich selbst. Das ist wie, wenn ein Verrückter einem Verrückten hilft, das ist mir klar. Aber die Warteliste wird auch nicht kürzer und bevor ich wirklich durchdrehe, muss ich mir wenigstens selbst ein kleines Stück die Welt verbessern. Zumindest bis ich endlich den Platz habe.
Ich dachte mir es ist sinnvoll weiterhin Texte zu schreiben und Briefe an jeden zu schreiben, bei dem ich es auch nur im Ansatz verkackt habe. Auch wenn diese vielleicht niemals abgeschickt werden. Das muss ich mir noch überlegen. Doch beim Schreiben ist das wie immer so eine Sache, ich weiß nicht, ob es mich heilt oder zerstört. Das werde ich ja aber irgendwann merken. Ich schreibe ebenso meine Gefühle nieder. Das tut zwar unfassbar weh, doch soll es angeblich befreiend sein nach geraumer Zeit. Ich versuche mir einen klaren Kopf zu machen und mich in Dingen zu üben, in denen ich nicht gut bin. Beispielsweise Geduld.
Doch manchmal verfalle ich in alte Verhaltensmuster zurück und dann denke ich mir, wofür das Ganze? Bringt ja eh nichts. Doch Heilung und Selbstliebe ist ein Prozess, welcher nicht immer positiv verläuft. Es geht Auf&Ab. So wie alles im Leben. Der Gedanke allein hilft enorm.
Ich esse und schlafe zwar immer noch wenig, nehme nicht zu und eher ab, doch das ist der Stress, der mentale Stress.
Ich habe so einiges noch nicht verarbeitet. Das dauert sogar vielleicht Monate oder Jahre, aber ich gebe immerhin nicht auf.
Dann steht da noch mein Umzug an, obwohl ich erst umgezogen bin. Wenigstens ist das erstmal ein kleiner Rückzugsort, mit Ruhe und ohne Stress. Ein eigenes kleines Reich, wo ich vielleicht wieder normal träume und stressfreien Schlaf erleben werde.
Ich muss noch an den Gedankenflashbacks – wie ich sie so gerne nenn- arbeiten, denn diese reißen mich jedes Mal aufs Neue aus dem Alltag und zerreißen mich selbst auch.
Doch das wird bestimmt auch vorübergehen. Ich unverbesserlicher Optimist verdammt.
Ich hoffe, eines Tages blicke ich auf den Text und denke mir: Ja M, du hast es geschafft, kein Mensch weiß wie aber du hast es geschafft.
Wie so vieles bisher. So vieles.
© Marie Kirchner 2023-11-21