Seltsam im Leben

Ich war die, die ich immer sein wollte. Auf Reisen. Weltenbummlerin. Die Mutige, die einen Schritt wagt. Ungewöhnliches tut, einfach im Moment lebt. Die „länger weg ist“, „länger auf Reisen geht“, „etwas wagt, das nicht alle tun“. Wann, wenn nicht jetzt, lautete die Devi-se. 

Egal, wohin du gehst, du nimmst dich selbst mit. Auch das ist eine Erkenntnis, die gespürt werden muss. Wissen genügt nicht.

Phasenweise war mein Kopf so voll mit Gedanken, dass ich mich wunderte, dass diese Gedankenmelange nicht aus dem Häferl überquoll, das sie umgab. Passt dieser Lebensabschnitt zu mir? Oder ist er mir eine Nummer zu groß? Ist das Innere mit dem Äußeren kompatibel, oder habe ich mich übernommen? Mir zu viel zugemutet? 

Wie kann ich die sein, die ich immer sein wollte, die von Reisen erzählt, von den Erlebnissen, den Begegnungen, den Eindrücken, wenn ich doch innerlich dieselbe geblieben bin? 

Die sich fragt, ob die beiden kichernden Teenager auf der Parkbank über sie lachen, wenn sie vorbeigeht. 

Die sich mit neuen Bekanntschaften oft schwertut, aus Angst, nicht dazuzugehören. 

Die Entscheidungen oft mal mit dem Kopf als mit dem Herzen trifft, um sich nicht zu enttäuschen.

Die im Zweifelsfall die sicherere Variante wählt, sonst könnt ja was sein, gell. 

Life is a rollercoaster, wenn man nicht gerade tut, was erwartet wird. Wahrscheinlich fühlt man sich nie ganz bereit für diese Fahrt. Ist das, was kommt, immer eine Nummer zu groß. Man immer zu unvorbereitet. Oder genau richtig vorbereitet – nämlich zu wenig. 

Mit der kompletten Rundum-Sorglos-Vorbereitung hätte der Rollercoaster-Prozess keine Chance. Es gäbe keine Entscheidung. Keine Vorfreude. Keine Nervosität. Keine Panik. Kein freier Fall, mit diesem ganz speziellen Gefühl in der Magengrube, diesem Kribbeln, dieser Leichtigkeit. Kein Ankommen. Kein zur Ruhe kommen vor dem nächsten Ritt. 

Irgendwann stoppt der Rollercoaster auch wieder. Manchmal erst nach dreieinhalb Monaten. Man steigt aus, dankt dem Schausteller. Macht sich für eine neue Runde bereit, an einer anderen Attraktion. Diese neue Runde ist ganz anders. Anderes Setting, andere Farben, anderes Fahrgestell. Aber das Gefühl während der Fahrt ist dasselbe. 

Entscheidung. 

Vorfreude. 

Nervosität. 

Panik. 

Freier Fall. 

Ankommen.