Sex-Party

Ulrike Puckmayr-Pfeifer

von Ulrike Puckmayr-Pfeifer

Story

Es war Mitte der Achtziger Jahre. Die sexuelle Befreiung, ausgelöst durch die 68er-Bewegung, war in ihrer Blütezeit. Unverbindlicher Sex um der erotischen sexuellen Begegnung willen zwischen Mann und Frau fast schon ein neues Gesetz.

Von meinem Mann hatte ich mich nach einer schmerzlichen Beziehung, in der wir auch die »freie Liebe« zu leben versuchten, getrennt.

Die Phase des Alleinlebens hatte ich übersprungen. Zu schnell war ich aus der symbiotischen Beziehung mit meiner Mutter in die Arme eines Mannes geflüchtet.

Ich wollte frei sein, mich selber spüren. Es kam die Zeit des Experimentierens. Etwas verspätet. Aber ich hatte Nachholbedarf. Ich lernte viele Männer kennen. Ich ging viel aus. Die Zeiten der Dating-Plattformen noch ferne Zukunftsmusik.

Eines Tages bekam ich von einem Freund eine Einladung zu einer Party. Ich sagte zu. Ich wollte etwas erleben.

An einem Samstagabend holte er mich von zu Hause ab. Wir fuhren zu einer privaten Wohnung. Er tat etwas geheimnisvoll. Es wäre eine Überraschung für mich, meinte er. Mehr verriet er mir nicht. Überrascht war ich dann wirklich. Es waren schon einige Frauen und Männer da. An den Wänden des Wohnzimmers hingen erotische Poster. Sofort wurde mir klar, dass ich auf einer Sexparty gelandet war. Es gab ein großes Sofa, das leicht zu einem Bett umfunktioniert werden konnte. Die anwesenden Menschen kannten einander, hatte ich den Eindruck. Ich fühlte mich etwas fremd.

Da saßen wir nun. Es gab Alkohol zu trinken. Zigaretten wurden geraucht. Und es war ein Mann dabei, der mir auf Anhieb gefiel. Wir kamen schnell ins Gespräch, das angenehm, leicht und locker dahinplätscherte. Wir waren so sehr miteinander beschäftigt, dass wir gar nicht merkten, wie ein Teil des Sofas zu einem großen Bett umgebaut worden war und zwei Paare mit sexuellen Handlungen begannen.

Der attraktive Mann und ich gingen in die Küche, tranken eine Flasche Sekt und kamen einander näher. Ich trug einen kurzen Rock, darunter Netzstrümpfe. Er war sehr angetan von meinem Outfit. Ich fühlte mich ganz Frau. Er gefiel mir auch. Ich hatte nur noch Augen für ihn. An den anderen Männern hatte ich kein Interesse. Bis in die frühen Morgenstunden waren wir zusammen. Es war schön. Es war aufregend. Eine Begegnung zweier Menschen auf geistig körperlich seelischer Ebene. Für mich war es mehr als Sex pur. Zumindest für diesen Abend und diese eine Nacht hatte ich mich verliebt. Ich wollte nur ihn. Einen Partnertausch lehnte ich ab. Der Freund, der mich auf diese spezielle Party mitgenommen hatte, merkte bald, dass mein Interesse ausschließlich diesem einen Mann galt, und verließ irgendwann die Party. Niemals wieder hat er mich eingeladen. Niemals wieder sah ich ihn. Gekränkte Eitelkeit? Keine Ahnung. Es war, wie es war. Und es war schön. Ich fühlte die Leichtigkeit und Unbeschwertheit der Jugend, kein Gedanke an ein Morgen störte unsere Zweisamkeit.

© Ulrike Puckmayr-Pfeifer 2021-04-14

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