von Sophie_Mauve
Als ich mich an der Popakademie beworben und mich über Bücher zum Thema Musikindustrie informiert habe, bin ich immer wieder auf ein Werk namens „Kill Your Friends“ gestoßen. Ich hatte es mir als Mischung aus Fakt und Fiktion vorgestellt, mit Selbstironie, aber harmlos. Den Titel „Kill Your Friends“ interpretierte ich so, dass man mit seinen eigenen engen Freunden plötzlich Verträge abschließt und ihnen Geld abdrückt und wenn man versagt, killt man deren Karriere. Ich hätte mich etwas genauer über den Inhalt des Buches informieren sollen. Die Geschichte von John Nixen ist ein handfester Thriller ohne Freunde oder Ironie oder Witz, ohne Versöhnung.
Die Story ist zugegebenermaßen spannend. Ich wollte wissen, wie das ausgeht. Ob es doch noch den hellen Moment in Steven Stelfox‘ Leben gibt. Wenn er weinend auf dem Boden liegt und feststellt, dass sein Karmakonto ganz unten ist, meint man, er würde etwas an sich ändern. Dann folgt auch noch der unerwartete Erfolg nach einer langen Durststrecke in seiner Karriere – doch dabei bleibt es natürlich nicht.
Ablauf: Ein unsympathischer, drogen- und sexsüchtiger A&R eines großen britischen Plattenlabels hat mit fast jedem Kollegen ein Problem. Nach einer Partynacht ermordet er einen von diesen. Einen richtigen Grund bekommt man nie genannt, außer dass Steven im Rausch war und sie eine künstlerische Meinungsverschiedenheit hatten. Ich tippe eher auf Rivalität. Danach scheint für Steven erst mal alles gut zu gehen und man glaubt ihm sein Alibi. Der ermittelnde Polizist ist auch mehr daran interessiert, Steven sein eigenes Demo anzudrehen. Steven ahnt nicht, dass der Polizist weiter ermittelt und irgendwann doch Zeugenaussagen gegen sein Alibi vorliegen. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als dem Polizisten einen Deal mit einem Verleger zu verschaffen.
Parallel dazu setzt Steven einen Versuch, eine erfolgreiche neue Gruppe zu finden, nach der anderen in den Sand, während ein Kollege befördert wird. Er ist kurz davor, gefeuert zu werden. Irgendwann stellt sich heraus, dass Stevens Assistentin ihn in der Mordnacht beobachtet hat. Sie weiß von seinem Geheimnis, liebt ihn aber und möchte ihn unbedingt heiraten. Steven möchte aber nicht heiraten. Und da er weiß, dass die liebe Sekretärin schnattern wird, sobald er ihr den Laufpass gibt, muss die auch noch weg. So endet er als erfolgreicher, aber liebloser Geschäftsmann, der noch die letzte Konkurrenz durch Intrigen los wird. Einem weiteren A&R schmuggelt er Kinderpornographie auf den Rechner. Der angeblich Schuldige wird verhaftet und bringt sich um. Steven ist das egal. Er freut sich. Ende des Buchs.
Ein klitzekleines bisschen Wahrheit steckt natürlich in der Sache, doch: Wer nie mit dem Musikgeschäft zu tun hatte und das liest, rennt schreiend davon, wenn er meine Schule sieht.
© Sophie_Mauve 2022-12-13