Shagri-La

fraufranziska

von fraufranziska

Story

Auf 3400 Metern fällt uns das Atmen etwas schwerer, doch rauben auch der Anblick der schneebedeckten 6000 Meter hohen Berge als Kulisse sowie das wirklich berührende ländliche Dasein der Einwohner den Sauerstoff. Auf noch braunen Wiesen weiden riesige Yakherden, Pferde, Schweine und Schafe, so weit das Auge reicht.

Auf einem Hügel steht das Ganden Songtsening, eine kleine Kloster-Stadt, die einst der Dalai Lama erbaut hat und in welcher noch heute 700 buddhistische Mönche leben und beten.

Sowohl Shangri-La als auch Lijiang gelten als touristisch überlaufen, doch waren wir jeweils die einzigen europäischen Touristen auf weiter Flur. Vergeblich sucht man nach lateinischen Buchstaben und englischer Sprache. Der Individualtourismus ist in diesen Teilen Chinas noch weitestgehend unüblich. Das fällt schon am Flughafen auf, wo es drei Schalter für Gruppen gibt und nur einen einzigen für Individualreisende. Allein die Visa zu beantragen war zeitintensiv und aufregend. Und da man jeden Schritt im Vorfeld angeben und durch Buchungsbestätigungen belegen muss, ist Individualtourismus auch eher ein Euphemismus. Ein bisschen mogeln kann man bei einzelnen Nächten, da man auf den Visumsunterlagen immer nur das Ankunftsdatum angeben muss, und wir so einzelne Nächte dazwischen schmuggeln konnten, wo wir uns dann spontan eine Unterkunft ausgewählt haben.

Ebenso spontan und individuell wollen wir auch unsere Zugfahrt buchen, um von Kunming, unserem dritten Stopp, den wir von Shangri-La aus mit dem Flugzeug erreicht hatten, zurück nach Lijiang zu fahren, um die Reise zu beenden.

Doch hier stellt sich mal wieder unsere naive und eurozentristische Weltsicht unter Beweis. Statt mal eben zum Bahnhof zu fahren und sich Karten zu kaufen, wie geplant, wird das in der beschaulichen Kleinstadt Kunming, mit nur 7 Millionen Einwohnern ein Halbtagesausflug ohne Ergebnis. Weder erwarten wir die langen Schlangen an den Sicherheitskontrollen, die am Eingang des Bahnhofes jeder US-amerikanischen Bundesbehörde Konkurrenz machen, noch rechnen wir damit, dass wir für eine Inlandszugfahrt unsere Pässe benötigten. Zumal die Beschriftung der Schalter ausschließlich chinesisch ist. Als wir nach Stunden an die Reihe kommen, teilt man uns widerwillig via ÜbersetzungsApp mit, dass der Zug schon seit Ewigkeiten ausverkauft sei und es eine Alternative nicht gebe.

Also buchen wir uns einen Last Minute Fahrer, der prompt einen Auffahrunfall auf der Autobahn verschuldete. Da Google, FaceBook, YouTube und Co von der Regierung geblockt werden, können wir nicht mal eruieren, wo wir genau sind und wie wir von hier aus weiterkommen könnten. Mit drei kleinen Kindern wieder einzusteigen will ich nur ungern, doch mangels Alternativen bleibt mir keine Wahl und für die Weiterfahrt werde ich kurz katholisch…

© fraufranziska 2021-01-19

Hashtags