Shakespeare und ich

Komfortzone

von Komfortzone

Story

Shakespeare zu verunglimpfen wird vermutlich mit Folter geahndet. Trotzdem nörgle ich jetzt mal kurz an William rum. Obwohl der englische Dramatiker eine meiner Lieblingsredewendungen formuliert hat. Die nur irgendwie nirgendwie anwendbar ist. Und dergestalt lautet: „Der Winter meines Missvergnügens ist der Sonne Yorks gewichen“. Der gute Mann hat nie in der Nebelsuppe Wiens gesteckt. Stellen Sie sich vor, Sie sagen statt „Grüß Gott“ sowas wie: „Juhu, die Nebelsuppe meines Missvergnügens ist der Sonne Wien-Hütteldorfs gewichen.“ Man zeigt Ihnen den Vogel, bevor Sie „es war die Nachtigall, und nicht die Lerche“ sagen können. Oder, schlimmer noch, Sie finden sich in einer Einrichtung wieder, wo man sich Ihrer Psyche annimmt. Ich muss zugeben, dass ich Herrn Shakespeares Zitat einstmals einem Schnulzenroman über Richard III. entnommen habe. Die Autorin der Schmonzette stilisierte den längst verblichenen englischen König zu einem verkannten romantischen Helden. Hinsichtlich des Zitates wurde ich eines Besseren belehrt, als ich dasselbe googelte. Korrekt lautet es, anscheinend, man kann auch Google nicht alles glauben: „Nun ward der Winter unseres Missvergnügens / Glorreicher Sommer durch die Sonne Yorks“. Wer zum Geier soll sowas im täglichen Palaver anwenden?

Ich habe mich echt um einen Draht zu Mr. Shakespeare bemüht. Weil ich zu faul war, mich durch Reclam-Hefte zu wühlen, zog ich die Filmindustrie zu Rate:

Erster Versuch: Franco Zeffirellis Version von „Der Widerspenstigen Zähmung“. Nebst einem zerrüttetem Nervenkostüm aufgrund des Geschreis bescherte mir der Streifen eine ebenso kurzzeitige wie aussichtslose Schwärmerei für Petruchio alias Richard Burton.

Zweiter Versuch: „Hamlet“, wiederum in Szene gesetzt von Zeffirelli. Die Handlung ebenso skurril wie die Besetzung des dänischen Prinzen mit dem dackelblickbehafteten Australier Mel Gibson. Warum nicht gleich Arnold Schwarzenegger – ein österreichischer Muskelprotz als dänischer Prinz, der Shakespeares Text mit steirischem Akzent deklamiert.

Dritter Versuch, assistiert von Mann und Tochter: Akiro Kurosawas „Ran“, versetzt mit Elementen aus „King Lear“. Kurosawa-San möge uns verzeihen – meine Tochter und ich fielen ob des Geschehens in einen nicht enden wollenden Lachkrampf. Mein Mann behielt die Contenance, verlor jedoch aufgrund unseres Gejohles den akustischen Überblick.

Weitere Versuche habe ich mir erspart, wissend, dass sich mir der englische Dichter in diesem Leben nicht mehr erschließt.

© Komfortzone 2021-10-01

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