von Frank Wallner
2. Teil
Mit lärmendem Martinshorn und Rundumleuchte rasten Polizeipräfekt Gostelli, Sherlock Holmes und sein Assistent Doktor Watson nach Meiringen. Als sie dort ankamen, herrschte aufgeregtes Treiben rund um das Sherlock-Holmes-Museum. “Wo liegt eigentlich der Tote, Mister Gostelli?”, fragt Sherlock Holmes und zündet sich genüsslich ein Tabakspfeifchen an.
“Im Arbeitszimmer neben dem Schreibtisch.antwortet der Polizeipräfekt. “Bitte beeilen Sie sich Herr Meisterdetektiv!” und tritt vorsichtig einen Schritt zurück. Während Sherlock Holmes noch die Eingangstür des kleinen Museums auf Spuren untersuchte, war sein Assistent Doktor Watson schon im Innern verschwunden. Kurz darauf, es war noch keine Minute vergangen, kam Doktor Watson mit einem menschenähnlichen Körper unter dem Arm wieder heraus. Die Leute vor dem Museum fingen an zu schreien, einige liefen eilig davon und eine ältere Dame viel in Ohnmacht.
“Bitte beruhigen Sie sich alle.” Mit diesen Worten versuchte Doktor Watson die Situation zu entschärfen und lehnte den menschenähnlichen Körper an die Wand neben dem Museumseingang. “Keine Sorge, es handelt sich lediglich um eine Schaufensterpuppe. Sie ist mit der Uniform eines Beamten von Scotland Yard eingekleidet und höchstwahrscheinlich nur umgefallen.“
“Mein lieber Doktor Watson, Sie sind mir ein würdiger Assistent. Wie Sie den Fall wieder gelöst haben. Meine allergrößte Hochachtung!”, sagt Holmes.
Diese Story habe ich natürlich frei erfunden. Als wir das Sherlock-Holmes-Museum vor einigen Jahren besuchen wollten, war es leider geschlossen. Die schweizerische Sherlock-Holmes-Gesellschaft und die Gemeinde Meiringen will es am 1. April dieses Jahres wieder neu eröffnen. Es ist übrigens der 130. Jahrestag, an dem Sir Arthur Cannon Doyle seinen Meisterdetektiv an den Reichenbachfällen sterben ließ.
Diese Geschichte aus dem Jahr 1891 mit dem Titel ‘Das letzte Problem’ brachte jedoch die Menschen in helle Aufregung. Sie löste eine regelrechte Empörung unter den Lesern der Sherlock Holmes Geschichten aus. Die Londoner hefteten sich schwarzen Trauerflor an ihre Kleidung. Viele Leser des Magazins, in dem die Geschichten erschienen waren, kündigten ihr Abonnement. Dem Schriftsteller Doyle blieb nichts anderes übrig, ihn wieder zum Leben zu erwecken. Was er dann auch tat. Er hatte sich die Reichenbachfälle bei Meiringen für den Tod von Sherlock Holmes entschieden, nachdem er bei einer Rundreise von dieser Gegend im Berner Oberland so begeistert war.
Diese Begeisterung kann ich mit ihm nur teilen. Ich hoffe, dass wir bald wieder reisen dürfen. Dann werde ich den Spuren des letzten Problems von SherlockHolmes nochmals folgen. Es ist eigentlich Schade, dass alles über den Meisterdetektiv schon erzählt sein soll. Vielleicht sollte man ihn ein zweites Mal zum Leben erwecken. Etwa in Geschichten mit dem Titel: ‘Die neuen Abenteuer des Sherlock Holmes’.
Ich arbeite daran!
© Frank Wallner 2021-03-21