Shit happens

Als Barfüßer sollte man nicht allzu pingelig sein.

Wer sich nicht damit abfinden kann, nach der Rückkehr in die eigenen vier Wände an seinen Sohlen manchmal etwas vorzufinden, das man adhoc nicht so genau zuordnen kann oder den es angeekelt durchschüttelt, weil er den Dreck an der Fußsohle gerade definitiv zugeordnet hat, der sollte sich wohl besser unbeschuht nicht fortbewegen.

Die Skala der Grauslichkeiten, in die man in der heutigen Zivilisation reintreten kann, ist nach oben offen. Und keine Frage, es gibt auch Anhaftendes mit höherem Gruselfaktor, das niemand gerne an seinen Schuhsohlen finden möchte. Aber der Schuhsohle selbst ist das prinzipiell ja wurscht. Wenn es aber am eigenen Körper haftet, ist das was anderes.

Barfuß ist man automatisch achtsamer und reaktionsbereiter unterwegs und weicht instinktiv am Weg lauernden Gefahren und Ekelerregern aus, ohne ständig den Blick am Boden haben zu müssen.

Die leidliche Ausnahme sind Nacktschnecken. Da versagt oft selbst das beste Barfußradar. Der Schleim klebt wie Superkleber und bald hat man den halben Wald daran picken – fantastisch, wenn der Nacktschneckenschleim auch noch zwischen den Zehen haftet! So ein idyllischer Spaziergang in der Natur nach einem ordentlichen Sommerregen endet dann damit, dass man unter der Dusche laut „wäuh“-schreiend seine Sohlen mit der Scheuerbürste malträtiert, bis sie klinisch rein sind und aussehen wie zartrosa Babyfüßchen.

Wenige Gehminuten von meiner Wohnung entfernt liegt eine kleine Au, ein Naherholungsgebiet, wo ich sehr oft spazieren gehe.

Der Weg dorthin führt mich meine Gasse entlang, durch das Viadukt, an dem Eisverkaufsfenster vorbei und den asphaltierten Weg beim Bahndamm entlang, der meist von Menschen und Hunden stark frequentiert ist. Nach dem Regen wimmelt es hier auch von Nacktschnecken, die aus dem Unkrautdickicht des Bahndamms flüchten.

Ich biege also heute in diesen Weg ein und während des Gehens, die Kopfhörer schon in den Ohren, suche ich am Display meines MP3 Players, worauf ich gerade Lust hätte.

Da latsche ich mit meinem linken Fuß in eine gatschige Masse. Unbeeindruckt gehe ich weiter, während mein Gehirn alle Optionen, die es von meiner Erfahrung angeboten bekommt, was das da gerade gewesen sein könnte, durchscannt. Aber nichts passt. Also kann es nur Hundekacke sein, die hatte ich noch nicht. Shit happens! Das wissen wir alle seit Forrest Gump.

Allerdings war der Gatsch zu kühl. Es hatte heute 20 Grad und der Asphalt war warm. So abkühlen konnte Hundekacke eigentlich bei dieser Temperatur gar nicht. Was war es dann? Inzwischen war ich schon einige Schritte weiter und vor Neugierde platzend entschloss ich mich, nachzusehen.

Ich blieb stehen und drehte mich erwartungsvoll um.

Da war eine schweinchenrosa Lacke.

Ich brauchte einige Augenblicke, bis ich es kapierte. Rosa, dickflüssig, kühl, das Eisgeschäft um die Ecke.. nö, keine Nacktschnecke und auch keine Hundekacke.

ERDBEEREIS happens!