von G.F. Stöger
„Hast du mir schon die Shopping List geschrieben?“, hallt die Stimme meines Mannes vom Gang herein. Er wird heute mit Kind und Fahrradanhänger Großeinkauf erledigen. Kind fährt selbst, also bleibt ein ganzer Fahrradanhänger zum Füllen frei. Und heute ist Rabattmarkerl-Prozentwochenende-Kombinations-Schäppchen-Tag!
Ein Traum wird wahr! Durch das Zuhause-Bleiben essen 4 hungrige Mäuler morgens, mittags und abends eine gefühlte geschlachtete Kuhherde. Im übertragenen Sinn. Im echten Leben gibt es 3x Fleisch und 2x Wurst in der Woche – unter optimalen Umständen. Daher warden natürlich die Rabattmarkerl-Heftchen innerhalb kürzester Zeit auf volle „20 % auf den gesamten Einkauf“ gefüllt. Sogar doppelt. Einzulösen bis morgen. Letzte Woche das erste, heute ist das zweite fällig…
Und DAS BESTE ist, wenn dann noch die Prozent-Wochenend-Aktion dazu kommt. Ja, die darf kombiniert werden. Rechnerisch gesehen sind das volle 40 % insgesamt auf die reduzierte Warengruppe. Das ist dann halt Glück oder Pech, welche gerade unter diese Definition fällt. Doch heute sind Süßigkeiten dran. Und obwohl erst vor zwei Wochen Ostern war, neigen sich die Schokolade-Gummibärchen-Kekse-Vorräte bedrohlich dem Ende zu…überraschend aber wahr! Also dieses Mal Glück für uns.
Vielleicht wundert ihr euch jetzt nicht mehr, warum von den zwei Zetteln im Titelbild eines voll geschrieben ist mit Leckereien… Und nein, die Shopping List ist noch nicht fertig. List ist nämlich bei mir inklusive doppelten Boden gemeint. Ich hab da eine Strategie…
Zuerst wandere ich durch Küche und Vorratskammer. Notiere, was aufgefüllt gehört. Das betrifft alle Lebens-, Putz- und Waschmittel ausgenommen die Süßigkeiten. Die werden nach Lust, Laune, Heißhunger oder Zwischenrufe der Kinder festgehalten. Heute durften sie „ausnahmsweise“ mehr als 2 Wünsche äußern…bei -40 % muss man halt zuschlagen!
Jetzt folgt die zweite List. Ich begebe mich auf Gedankenreise durch den Supermarkt. Das ist bei dem um’s Eck wesentlich leichter als dem Hypermarkt, der heute am Besuchsprogramm meines Mannes stehen wird. Vor allem, da ja männliche und weibliche Logik beim Eruieren des effizientesten und schnellsten Weges durch das Labyrinth aus Gängen und Waren total – aber sowas von total – verschieden ist.
Schon allein die Diskussion von „effizient“ und „schnell“ könnte bei manchen Paaren zu einem ehegefährdenden Monster anwachsen. Aber da ich die Liste schreibe gilt meine Logik. Ob ER dann damit zurecht kommt, erfahre ich spätestens bei der Rückkehr.
Gedankenreise durch den Hypermarkt. Ich suche, hake ab und notiere erneut, was den Fahrradanhänger füllen soll. Und wenn ich ganz gut drauf bin sogar mit Abstand zwischen den einzelnen Regalen…
„Scha-atz! Die Shopping-List ist fertig!“ Er nimmt sie, packt zusammen und geht. Ich pack mich auch zusammen und genieße das leere Haus. Spannend bleibt lediglich die Frage, ob unsere beiden Logiken korrelieren.
© G.F. Stöger 2020-04-24