von Andersdenkerin
Als ich davon erfuhr, dass eine meiner Geschichten in ein #weltbleibwach-Buch darf, war ich völlig von den Socken. Ich habe die Nachricht von Martin dreimal sorgfältig gelesen und sicherheitshalber auch meinem Mann lesen lassen. Nur um Missverständnissen vorzubeugen.
Als dann die Bekanntgabe des Termins folgte, war ich enttäuscht erleichtert. „Pfuh, da hab´ ich leider Gott sei Dank schon was vor, und kann somit meine Geschichte nicht vor den anderen, viel talentierteren Autoren und versammeltem Publikum vortragen!“ Ich bin ein Hosenschisser, was solche Auftritte betrifft.
Gewurmt hat es mich aber schon, denn ich wäre unendlich neugierig auf die Menschen hinter ihren Geschichten, die ich jeden Tag zu lesen bekam, gewesen.
Meinem Mann habe ich es zu verdanken, dass wir unsere Pläne für das besagte Wochenende so umgekrempelt haben, dass ich doch dabei sein konnte. Und je mehr Menschen ich von meinem neuen Abenteuer erzählte, umso ruhiger wurde ich in mir, denn die Resonanz war ausnahmslos positiv. Meine Nervosität sank.
Da war er dann, der 7. März. Gegen 11:00 meldete sich mein Körper. Er schenkte mir Erkältungssymptome. Schnupfen. Husten. Leichte Halsschmerzen. Müdigkeit. Kopfschmerzen.
Mein Unterbewusstsein spielte mir einen Streich. Verlässlich wie immer. Es wollte mich nämlich – auch wie immer – gerne in meiner Komfortzone halten. Ich war schon kurz davor meine Teilnahme abzusagen, als mir das klar wurde.
„Gloria!?“ rief ich in Gedanken. (Ja, mein Unterbewusstsein hat einen Namen. Ich habe das Gefühl so hört es mir besser zu). Gloria wusste sofort, was sie schon wieder angestellt hatte und versuchte sich zu verteidigen: „Aber! Aber! Aber, ich hab´s doch nur gut gemeint!“
SHUT UP, Gloria!
Kurze Zeit später war ich gemeinsam mit meiner Tochter, dem Ältesten unserer drei Gfraster, auf dem Weg zu Thalia.
Viele der Autoren erkannte ich sofort – die mit den unverwechselbaren Profilbildern. Einige waren „nur zum Zuhören“ gekommen. Es blieb wenig Zeit fĂĽr Nervosität. GefĂĽhlvoll, absolut ruhig und professionell wurde einer nach dem anderen anmoderiert. Dieses „wirsindunterunsGefĂĽhl“ gab mir, und ich denke anderen auch, eine enorme Sicherheit. Ich kannte niemanden persönlich, und dennoch waren wir uns sehr vertraut.
Einer nach dem anderen erzählte SEINE Geschichte. Bilder entstanden in meinem Kopf. Es war wie Malen nach Zahlen, nur eben mit 2.500 Buchstaben.
Auch ich kam an die Reihe – völlig überraschend – denn keiner wusste, wann seine Geschichte dran war. Das Gefühl, meine Geschichte sei eines storyslams nicht würdig, verflog, als ich beim Lesen in die Gesichter meiner Zuhörer blickte. Lauter freundliche, wohlgesonnene, strahlende Menschen, die sich bei meiner Story zu amüsieren schienen. „Lacher“ an den richtigen Stellen. Meine Geschichte schien zu funktionieren.
Zum Abschied Umarmungen und Komplimente. Erinnerungen, die fĂĽr immer bleiben. Noch nie war „wir lesen uns“ so treffend! <3
© Andersdenkerin 2020-03-10