von Margaretha Husek
Ferienzeit. Das bedeutete zwei entspannte Wochen auf einem kleinen Bauernhof mit meinem neunjährigen Sohn und unserem Hund Onyx. Raus aus der Stadt, Umgebungswechsel und Landluft. Ich wählte Viehhofen.
Am späten Nachmittag kamen wir an. Zwischen Wiesen, Weiden und Wäldern stand das Gehöft. Mein Sohn fixierte sofort den Ofen in der Wohnküche, der eine wohlige Wärme ausstrahlte. Er konnte sich von dem Herd mit dem Wasserschiff, eine Kombination fürs Heizen und Kochen, gar nicht trennen. Er legte Scheit für Scheit nach, sah bei offener Ofentür den lodernden Flammen zu, wie das Holz knisterte und verbrannte. Die Kochplatte glühte. Bei angenehmer Strahlungswärme im Hochsommer saßen die Quartierfrau und ich am Küchentisch beim Willkommenskaffee. Sie ließ ihn gewähren. Ihre achtjährige Tochter Evi spielte mit Onyx.
Am nächsten Morgen plagte uns die Ungeduld, den Bauernhofalltag kennenzulernen. Einige Hühner gackerten und pickten vor dem Haus. Sie hatten alle einen Namen. Dann gingen wir in den Stall. Zwei Schweine lagen träge in den Kojen. Neugierig geworden grunzten sie, als sie uns sahen. Mein Sohn lockte sie mit Weizenkleie an den Trog. Ich interessierte mich für den Gemüse- und Kräutergarten. Das würzig riechende Liebstöckel kannte ich nicht.
Auch unser Hund Onyx war hungrig. Dosenfutter gab es damals noch nicht. So fuhren mein Sohn, Evi und ich zu einem Fleischer. Die beiden Kinder und der Hund warteten vor dem Geschäft. Zwei Klassenkameradinnen von Evi beobachteten unseren wuscheligen Vierbeiner. Allmählich verloren sie die Scheu, zögernd kamen sie näher. „Frau Onyx dürfen wir den Hund streicheln?“
Onyx verfügte über soziale Intelligenz. Er genoss den Kontakt mit Kindern. Mit stolz erhobenem Haupt trug er die Zeitung im Maul für die Quartiergeberin.
Doch das neue Spielzeug am Bauernhof war für Onyx Murli. Tierische Laute, visuelle Codes, Körper, Blicke, bald war ein Dialog im Gange. Sie fauchte, er bellte.
Die nächsten Tage wanderte ich in Begleitung von Onyx. Pilze suchen, Sommerblumen pflücken und Wildkräuter sammeln, barfuß über die satten Wiesen schreiten, den Boden fühlen und die Freiheit spüren, in der Sonne im hohen Gras liegen und die Wolkenformationen beobachten. Es war entspannend und wohltuend, weit weg vom Beruf, Alltagssorgen, Stress und Lärm. Mein Sohn und Evi beschäftigten sich lieber mit den Kaninchen und Schweinen.
Von der Sigmund Thun Klamm war mein Sohn begeistert. Onyx zitterte, er wollte nicht über den Holzsteg laufen. Also setzte ich ihn in den Rucksack. Das Getöse des Wasserfalles, die enge schattige Schlucht, die feuchten Felswände beeindruckten. Ganz oben angekommen, belohnte uns die Aussicht auf den Stausee. Ein Pflichtprogramm war für mich auch das technische Wunderwerk Kapruner Staumauer.
Zum Abschied backte unsere Gastgeberin Salzburg Nockerln und schenkte mir einen dicken Bund Maggikraut.
Von dem legendären Salzburger Schnürlregen sind wir verschont geblieben.
© Margaretha Husek 2019-11-06