von neli
Einfach einen Weg durch den Garten neu pflastern. 25 Meter lang Steinplatten verlegen. Sollte kein allzu großes Ding sein.
So die Gedankengänge akademischer Deppen, die es nicht besser verstehen.
Dabei ist die erste Hürde bereits nicht ohne: Finde in Zeiten wie diesen erst einmal einen Betrieb, der willens ist, diesen Peanuts-Auftrag zu erledigen. Die Branche boomt und offenbar trägt C dazu bei, dass auf,- aus,- und umgebaut wird, als gäbe es kein Morgen.
Wir haben Glück und finden Erbarmen (allerdings auch nur, weil es erst Februar ist. Ab März ist das Auftragsbuch des Meisters gefüllt wie das Geldbörsel von Elon Musk).
Und so kommt es, dass ich im Morgengrauen mit dem Meister und seinem Gefolge dastehe und nachhaltige Entscheidungen treffen sollte. Man möchte den Weg mehr in die Mitte des Gartens verlagern, um die aktuell leicht versetzt verlaufenden Stufen gerade durch bauen zu können. („Ist einfacher und geht schneller“). Ich schaue wie der Ochs vorm Tor. Weg in der Mitte bedeutet, weder links noch rechts davon eine halbwegs ernstzunehmende Rasenfläche zu haben und zusammen damit baut sich vor meinem geistigen Auge das Bild von zerplatzenden Enkelköpfen (Kollision mit scharfkantigen Steinstufenplatten) auf. Es ist erst kurz nach Kaffee, herrgottnochmal und ich kratze meine morgentaufrischen Synapsen zusammen. Die Entscheidung bringt einen nahe am Haus verlaufenden Weg mit der Konsequenz, dass es den Rosenstöcken und meinem geliebten Lavendel ordentlich an den Kragen geht: „Müss ma halt bissel stutzen“, meint einer der Mannen und ich nicke ergeben. „Stutz ma bissel“, bestätige ich und kurz darauf stutzt die Baggerschaufel. Die macht keine halben Sachen. Dafür aber halbierte Rosen-und Lavendelsträucher. Ich hoffe auf die Kraft der Natur und treffe gleich noch eine bahnbrechende Entscheidung: Keine Stufen, sondern stattdessen eine Rampe in den tieferliegenden Teil des Gartens. Keine gefährlichen Steinkanten mehr, aber dafür eine aus geriatrischer Sicht ideale Mobilitätslösung, was die Gartendurchquerung betrifft. Man wird ja nicht jünger mit der Zeit.
So, und dann geht es los. Wer bisher dachte, da wird gepickelt und geschaufelt, wird bald eines Besseren belehrt. Der Bagger baggert, der Temper tempert und mir geht der Arsch auf Grundeis. Innerhalb einer halben Stunde ist das, was bisher noch annähernd wie Gras aussah (zumindest war es grün) eine braune Schlammwüste. Ich schwanke zwischen „Wow, das wird total super!“ und „Wird aus dem Irrsinn jemals wieder ein Garten?“ und suche mein Heil darin, die Allmächtigen am schweren Gerät bei Laune (und Leistung) zu halten.
Das funktioniert relativ klaglos mit Flügel verleihenden Energydrinks und Kaffee und irgendwann klärt sich mein laienhafter, ausschließlich Chaos sehender Blick soweit auf, dass ich System erkenne. Die wissen offenbar genau, was sie tun.
Selten so erleichtert geseufzt.
© neli 2022-02-13