Siebter Eintrag

Es ist klar, dass nicht alles nach Plan verlaufen kann, doch, dass ein Plan so schiefgeht, wie in Seras Fall, dass sogar die Märchengarde einschreiten muss, war mir bis zu dem Tag noch nie passiert.

Alles fing damit an, dass ich auf dem Weg zu meinem Zimmer an der Tür angefallen wurde – Sera, die mich mit voller Vorfreude wieder auf einen Ball schleppen wollte. Das passierte in letzter Zeit immer häufiger. Anscheinend war das ihr neues Hobby.

„Keith! Super, dass ich dich erwische. Hilfst du mir, eine Hochzeit zu platzen?“, hieß es. „Ich dachte an sowas wie: ‘Wenn jemand der Anwesenden etwas gegen die Verbindung einzuwenden hat, möge er jetzt sprechen oder auf ewig schweigen.’ Und dann stehe ich plötzlich auf und schreie: ‘Ich! Der Typ – ich zeige dann auf den Bräutigam – hat mir letzte Woche erst versprochen, dass ich seine einzig wahre Liebe bin und gesagt, dass wir durchbrennen werden!’ oder sowas in der Art. Bist du dabei?“

Anscheinend hatte sich die Prinzessin in ihren Ritter verliebt und bekam nun kalte Füße. Allerdings war es reichlich zu spät, die Hochzeit abzublasen. Enthusiastisch blickte sie mir in die Augen. Wenn das nicht schiefgeht, dachte ich mir.

Und so standen wir am besagten Tag in der prachtvollsten Stadt, Atlantis, inmitten einer Hochzeit voller Magie und Fabelwesen. Na ja, kurz vor der offiziellen Feier, um genau zu sein. Seras Pläne wurden vorbereitet und waren für den Fall einsatzbereit, selbst die Rauchbomben waren platziert – für den Notfall, dass wir doch einen ‘auf Räuber tun’ müssen. Ich nahm ihr den Fernzünder sicherheitshalber aus den Händen.

Sera strahlte förmlich, während sie so dastand und sich vermutlich spontan etliche weitere Wege ausdachte, um diese Hochzeit sonst noch zu vereiteln. Wenn ich so darüber nachdenke, war sie wahrscheinlich mit mehr Eifer bei der Sache als jeder andere Bösewicht.

Bloß, dass sie nie dazu kam. Ich habe die Initiative ergriffen und selbst nochmal nachgeforscht. So wie es aussah, war der Prinz auch nicht gerade scharf darauf, die Prinzessin zu heiraten, da er sich in ihre Schwester verschossen hat. Sprich, wir haben die zwei Prinzessinnen ausgetauscht. Mit Erfolg! Und so bekamen alle vier doch noch ihr Happy End.

Sera klopfte mir stolz auf die Schulter. Zeitgleich explodierte es abrupt, überall sah man nur noch Rauch. Da fiel mir der Auslöser der Rauchbombe ein, den ich zwischen mein Schulterpolster gelegt hatte, damit Sera es mir nicht entwenden konnte, um spontan einen ‘auf Räuber zu tun’. Ich weiß, keiner meiner besten Einfälle.

Es fiel mir schwer zu atmen, überall rannten Leute panisch hin und her und die Erde fing an zu beben. Doch dann, Stille. Kurze Zeit später begriff ich, warum Lux sie die Höllenhunde der Märchenwelt nannte. Wie aus dem Nichts tauchte die Märchengarde auf und überwältigte uns beide mühelos. Weiteres kann und darf ich nicht erzählen …

Es sei nur eins gesagt – sie sind wirklich skrupellos.

– Keith