von Sabrina Farkas
Meine Erinnerungen an Schulferien sind geprägt von der Vielzahl an Reisen, die meine Mama uns beiden ermöglicht hat. Eine besonders wertvolle Erinnerung habe ich an die Weihnachtsferien 2003/04. Ich war damals 15 Jahre alt. Den Heiligen Abend hatten wir wie immer mit Oma und Mamas Lebensgefährten verbracht. Doch ab dem Christtag hatten wir in diesem Jahr andere Pläne: Eine Nilkreuzfahrt war gebucht!
Mama, ihr Freund und ich waren 1999 zum ersten Mal auf einer Kreuzfahrt gewesen. Sie hatte uns auf einer Runde durchs Mittelmeer auch nach Ägypten gebracht, wo wir unter anderem die Pyramiden von Gizeh besichtigten. Aufgrund des Seeganges auf dieser Reise war uns die Lust auf weitere Kreuzfahrten am offenen Meer zumindest vorübergehend vergangen, doch darauf, Ägypten näher kennenzulernen, waren wir drei sehr neugierig. Eine Nilkreuzfahrt schien also die beste Gelegenheit und die Weihnachtsferien als beste Reisezeit, um ein wenig der Kälte in Wien zu entfliehen und keiner extremen Hitze in der Wüste ausgesetzt zu sein.
Wir flogen nach Luxor und bezogen unsere Außenkabine. Beide Zimmer gaben den Blick auf die langsam vorbeiziehende Landschaft frei. Auch das hatten wir auf unserer ersten Kreuzfahrt für alle Zeiten gelernt: Nie wieder Innenkabine ohne jegliche Sichtverbindung zur Außenwelt was den Horizont, das Wetter oder zumindest die Tageszeit anging.
Statt der üblicherweise an diesen Tagen stattfindenden Familienfeiern im nasskalten Wien besichtigten wir tagsüber diverse Sehenswürdigkeiten entlang unserer Reiseroute: Wir bestaunten uralte ägyptische Tempel, schlenderten über Bazare und besuchten die typischen Fabriken für Parfums und Teppiche. Morgens trugen wir dafür noch lange Kleidung, die wir im Laufe des Tages Schicht für Schicht ablegen konnten. Wenn wir an Bord zurückkehrten, erwartete uns stets heißer, süßer Tee, den Ägypter auch und gerade bei Hitze trinken.
Jeden Abend gab es ein grandioses Buffet, bei dem wir uns dank vorherigen Trainings in All Inclusive Clubs gekonnt die Bäuche vollschlugen. Der letzte Abend unserer Reise fiel auf Silvester. Wir waren gespannt. Wie würde die großartige Verköstigung noch getoppt werden? Unsere kühnsten Erwartungen wurden beim Silvesterdinner übertroffen. Später gab es eine Party mit Livemusik, vom Essen etwas müde Tanzbeine wurden geschwungen. Die Crew kündigte an, dass der Countdown im Saal eingezählt würde. Nanu, da konnte man doch gar nicht das Feuerwerk draußen sehen? Wir seilten uns ab, veranstalteten am Deck unsere eigene Zählung. Drei, zwei, eins …
Moment, hatten wir unsere Uhren nicht richtig eingestellt? Hatten wir uns verschaut? Geirrt? Wo blieb das Feuerwerk? Vereinzelt standen andere Touristen etwas ratlos an der Reling. Schließlich erkannten wir: Es gibt in Ägypten kein traditionelles Feuerwerk am 31. Dezember. Wieso auch. Das islamische Neujahr fand erst im Februar statt! Wenn einer eine Reise tut, dann kann er etwas lernen …
© Sabrina Farkas 2020-12-31