Sind Schotten wirklich geizig?

Ein schottischer Maurer arbeitet auf einem hohen Gerüst, als er plötzlich ausrutscht und in die Tiefe stürzt! Als er am Küchenfenster vorbei fliegt, ruft er hinein: “Um einen Knödel weniger!”

Der makabre Witz erinnert mich an eine wunderbare Wanderung in den Kärntner Nockbergen. Meine Frau und ich logierten in Bad Kleinkirchheim in der Pension “Gertraud”. Sehr nette Unterkunft, hübsche junge Chefin! Herz, was willst du mehr? In der Nähe befand sich die St.Oswalder Nationalparkbahn, die wir als Aufstiegshilfe benützten.

Unsere Wanderung führte uns zunächst Richtung Mallnock zum Brunnachgatter. Weiter dann über den Übersteig bei der Roten Burg, einer interessanten Felsformation, zur Bockhütte. Der Weg war nicht beschwerlich und führte durch Wald und über Almboden. Bei der Hütte selbst herrschte dann dichter Nebel und die Berge waren nur schemenhaft zu sehen.

Bei der Hütte warteten schon einige Wanderer auf das Eintreffen des Bergpfarrers, der dort eine Messe lesen sollte. Es dauerte nicht lange, tauchte wirklich der Geistliche auf und stellte sich als “Fliegender Holländer” vor. Jedes Jahr eröffnete er auf der Bockhütte mit einer Bergmesse die Wandersaison. Seine vielen Furchen im Gesicht zeugten von seinen häufigen Aufenthalten in den Bergen, gegerbt von der rauen Luft, aber ein verschmitztes Lächeln hingezaubert in sein schönes Antlitz! Er begrüßte jeden mit der Hand und fragte nach der Herkunft. Als ein junges Pärchen angab, es käme aus Italien, meinte er: “Ich kann nicht Italienisch, ich weiß nur, was ”amore“ heißt!“ Als wir sagten, wir kommen aus Niederösterreich, wollte er Genaueres wissen. Als wir das Waldviertel und sogar noch den Bezirk Zwettl anführten, meinte er: “Wunderbar, da kenne ich den Chef der Brauerei Zwettl und auch den Abt des Stiftes Zwettl.”

Seine Predigt begann er mit einer Parabel: Es gab zwei befreundete Fliegen. Eine machte sich eines Tages davon und tauchte sehr lange nicht mehr auf. Als sie zurückkam, erzählte sie ihrer Freundin: Ich war in Schottland und landete zufällig in der Geldbörse eines Schotten. Er hat sie, weil geizig, so lange nicht mehr aufgemacht. Darum bin ich so spät zurückgekehrt.“ Und der Bergpfarrer dann: “ Ich hoffe, ihr spielt bei der Sammlung keine Schotten!” Ich glaube, die Spenden flossen reichlich!

In einer eigenen Geschichte habe ich über Klischees geschrieben. Sie werden uns ewig begleiten, weil sich manches typische Verhalten irgendwie herauskristallisiert hat. Erst vorgestern hörte ich wieder den Begriff des “sturen Tirolers”!

Zu gerne hätten wir Schottland kennengelernt, doch durch einen Sturz meiner Frau in einem Londoner Hotel wurde aus dem Vorhaben leider nichts, weil wir nicht weiterreisen konnten!