Sind Sie Kimi Räikkönen?

Johannes Perl

von Johannes Perl

Story

Die Augen der Rezeptionistin wurden groß, als ich mit Sack und Pack das Hotel in Budapest betrat. Fragend blickte sie mich an und ich wunderte mich, was los war. Ich, begleitet von meiner Schwester, war in Budapest, um das Red Bull Air Race zu besuchen. Aus diesem Anlass trug ich Kappe und Jacke mit diversen Sponsoren.

Als ich, mangels Kenntnisse der ungarischen Sprache, auf Englisch sagte, dass wir gerne einchecken möchten, stammelte die Angestellte unserer Unterkunft in gebrochenen Worten: „Entschuldigung, aber sind Sie Kimi Räikkönen?“.

Ich war ein wenig vor den Kopf gestoßen, verwundert, wie man auf so etwas kommen könnte. Kurz hatte ich die Idee, mit „Ja“ zu antworten und Autogramme zu verteilen. Diese Idee verwarf ich schnell wieder und erklärte, ich wäre nicht der berühmte finnische Autorennfahrer. Die Rezeptionistin lachte etwas peinlich berührt auf und wir checkten ein.

Und dann betraten wir unser Zimmer. Ich habe schon in vielen Hotels geschlafen, aber noch nie hatte ich ein Zimmer mit Dachterrasse. Und schon gar nicht mit einem solchen Ausblick. Vor uns lag die Donau und wir blickten genau auf das berühmte Parlament. Es wurde langsam dunkel, die Sonne versank über dem Parlament und uns war ein wunderschöner Frühsommer-Abend vergönnt.

Am nächsten Tag, als wir uns nach dem Frühstück zum Rennen aufmachen wollten, begann es zu regnen. Der größte Feind einer solchen Veranstaltung. So saßen wir im Regen auf der Tribüne, wieder mit Blick auf das Parlament, nur dieses Mal ohne Sonnenschein. Kein Fliegen möglich, zurück ins Hotel und abwarten. Unser Glück war es, dass wir von unserer Dachterrasse genau zur Rennstrecke sahen. Leider wurde aber alles abgesagt, in der Hoffnung, am nächsten Tag fliegen zu können.

Kopieren und einfügen hieß es dann am Sonntag. Wieder Regen, wieder Programmverschiebungen, wieder die hübschen Regenponchos. Aber zumindest konnte geflogen werden und wir konnten unseren österreichischen Star anfeuern. Hannes Arch wurde in diesem Rennen Zweiter und er winkte uns bei der Siegerehrung zu, als er unsere rot-weiß-rote Fahne entdeckte. Leider sahen wir ihn an diesem Tag zum letzten Mal fliegen.

Am Tag nach dem Rennen strahlte wieder die Sonne vom Himmel und es war wieder sommerlich warm. Nach einer Tour durch die Stadt und Mittagessen im Hard Rock Café, wie sollte es auch anders sein, machten wir uns auf den Heimweg, mit Platz 2 von Hannes Arch und der Verwechslung mit einem Formel-1-Fahrer in unseren Erinnerungen. Und Hannes, der fliegt jetzt irgendwo über den Wolken mit anderen um die Wette.

© Johannes Perl 2021-01-29

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