von Beate Schilcher
Lange, ungewöhnlich lange, ging es gut.
Zweisam durchs Leben. Es fühlte sich selbstverständlich an. Nebeneinander, in freundlicher Zugehörigkeit, nie viel Distanz zwischen ihnen. Sport war ihr verbindendes Element. So etwas ist wichtig. Gemeinsame Interessen. Yoga, Konditionstraining, Laufen.
Manchmal blieben sie einfach zu Hause, vor dem Kaminfeuer. Auch fein. Sie ruhten selig aneinandergeschmiegt. Keine grossen Pläne. Einfach so. Regelmäßig ein gemeinsamer erfrischender Spa-Besuch. Danach fühlten sie sich wie neu, alles in bester Ordnung. Miteinander, weil’s gepasst hat.
Wochen, Monate vergingen. Es hätte ewig so weiter gehen können.
Dann: Der Tag, an dem einer von ihnen nicht zurückkehrte. Einfach weg. Spurlos. Man hört davon ja immer wieder. Keine Vorwarnung, keine Andeutung, keine Nachricht. Der Andere seitdem? Unter Schock. Einsam. Nicht mehr gewollt. In ein dunkles Eck zurückgezogen. Wider besseres Ahnen ständig die Rückkehr des anderen erhoffend. Einer ungewissen Zukunft entgegen. Warten, Warten.
Gelegentlich ein kurzes Aufflackern von Hoffnung: Vielleicht kehrt sie/er doch zurück? Mit einer wirklich guten Erklärung für die lange Absenz. Entführt? Amnesie? Undercover Auftrag? Eine Erklärung, über die sie beide vielleicht herzlich lachen können. Und dann dort anknüpfen, wo es aufgehört hat.
Aber nein, Sie ahnen es. Ende, finito. Das war’s gewesen.
Nun kommt Derartiges schon vor im Leben. Zweisamkeit hat, wir wissen es alle, keine Garantie. Es steht jedem jederzeit frei zu gehen. Auch ohne Abschieds-SMS. Frappierend ist allein die Häufung derartigen Verlassens. Hat denn jede Zweisamkeit ein Ablaufdatum? Ich finde: Hier ist ein gesundes Maß definitiv überschritten.
So geht das nicht weiter. Es braucht Reflexion, es braucht Abhilfe. Es braucht Initiative.
„Erhebet euch, Geliebte, wir brauchen eine Tat!“ (André Heller)
Eine Tat. Hm. Eine Selbsthilfegruppe vielleicht? Ja, ich fühle, dass dieser Gedanke Kraft hat. Das könnte was bringen. Etwas in Bewegung setzen. Aufräumen mit dieser Ungewissheit. Die Welt wieder ein wenig achtsamer, und vor allem: zweisamer, machen.
Ja. Ich packe das an. Jetzt gleich gehe ich ans Werk. Ich setze das um.
Die Single-Börse für Socken.
© Beate Schilcher 2021-01-17