Sinn. Lose Worte.

Tina Eckert Karmalaya

von Tina Eckert Karmalaya

Story

Oh, ist das schön! Was ist das? Ein Ventil? Fffffffff, hör ich. Was ist das? Etwas entweicht. Entweicht? Nein. Erweicht. Also, wird weicher. Nein, auch nicht direkt weicher. Leichter. Na, was denn?

Mein Kopf. Mein Herz. Ich.

Wow. Einfach schreiben. Frei schreiben. Mich frei schreiben. Ohne Ziel. Ohne Sinn. Lose Worte.

Und das in der heutigen, dauer(-selbst-)optimierten Zeit. Wo ALLES einen Zweck hat. Haben muss.

Selbst an sich zweckloses Narrenkasterl-Schauen wird formell gestaltet. Meditation missbraucht. Ich meditiere, damit…

– ich weniger gestresst bin

– ich gelassener werde

– ich weniger TrĂŒbsal blase

– ich resilienter bin

– ich effizienter werde.

Bullshxx.

Einfach schreiben. An einem Samstag Vormittag. Im Bett! Am Handy! Sogar das geht. Und es verwandelt dadurch irgendwie das blöde Handy in ein schönes Blatt Papier. Tippen in Muße-Zeit.

“Ich gewinn morgen im Lotto”, sagt mein Mann.

”Ich schreibe gerade eine Geschichte“, sag ich.

”Am Handy? Viel Spaß! Stunden spĂ€ter…“, sagt er.

“Bin gleich fertig”, sag ich.

Ok. Tippen wird von außen weniger als Muße-Zeit wahrgenommen. Ein Nachteil.

“Bist schon fertig mit deiner Geschichte?”

”Nein”, sag ich.

“Magst du’s heißer haben?“, sagt mein Mann.

”Was?!”, sag ich. Ah, die Kinder sitzen in der Badewanne. Offene Schlaf-Bade-Zimmer-Kommunikation.

Dennoch: Muße. Passt eigentlich nicht das Wort. Wenn man es sich so ansieht, sieht es viel mehr nach “muss” aus. IrrefĂŒhrend eigentlich. Aber was soll’s.

”Ja, die Geschichte ist aus!”

© Tina Eckert Karmalaya 2020-09-19