Es gibt Tage, da flutschen die Wörter nur so aus mir heraus, als befände sich eine unstillbare Quelle in meinem Inneren, deren dunkles Wasser sich einer Naturgewalt gleich den Weg aus der Tiefe bahnt, um sich in buntschillernden Tropfen der Sonne zu offenbaren.
Doch dann folgen wieder Wochen oder Monate, in denen der Drang, mich mit vollkommen anderen Dingen zu beschäftigen, die Oberhand übernimmt, mit Dingen, die man Formen und gestalten kann, indem man sie anfasst; wobei es oft den Anschein hat, als wäre es nicht mein Geist, der aus den vorhandenen Materialien Neues kreiert, sondern als würden meine Hände den Objekten völlig unabhängig von der übergeordneten Zentrale ihren Willen aufzwingen.
Manchmal versinke ich so sehr in meinem Tun, dass Zeit und Raum dabei vollkommen verschmelzen und ich mich in einer Art Parallelwelt befinde.
Diese Welt unterscheidet sich von der realen Welt in erster Linie dadurch, dass das Denken einen Schritt zurück macht und das Fühlen und Erfühlen den Augenblick dominieren.
Beim Schreiben hingegen wandere ich ganz bewusst durch verschiedene Welten und verschiedene Zeiten, oder ich lasse mich einfach treiben, so wie gerade eben auch.
Dann verfolge ich kein bestimmtes Ziel, und es gibt auch keine rote Linie, der ich folge; dann lasse ich die Gedanken, so unausgereift und unfertig sie auch sind, roh und ungeschliffen auf das elektronische Papier tropfen und beobachte gespannt, wie die Worte zu einem Text zusammenlaufen, gleich Farbklexen, die, wenn man das Blatt schwenkt, ineinanderfließen und ein unerwartetes, überraschendes Bild entstehen lassen, dessen Sinn sich mir nicht immer, falls überhaupt, erschließt.
Dieses scheinbar sinnbefreite Schreiben erfüllt dabei, ganz nebenbei und völlig ohne Absicht, einen Zweck, nämlich, der ruhenden Verbindung zwischen Geist und Hand wieder Leben einzuhauchen.
© Susanne Fahrnberger 2023-11-07