Sisis Schmuck

Annemarie Hülber

von Annemarie Hülber

Story

Das also war Balthasars Geheimnis. Alles fügte sich jetzt zusammen. Balthasar hatte Kaiserin Elisabeth in der Adlerspitzwand das Leben gerettet. Er hatte ihr versprochen, niemanden davon zu erzählen. Der Kaiser wäre sicher besorgt um seine Frau gewesen und hätte ihre Ausflüge in die Berge unterbunden. Zum Dank hatte Kaiserin Sisi ihm drei Schmuckstücke geschenkt. Balthasar hatte das Geheimnis bewahrt. Nur in seinem Tagebuch hatte er davon geschrieben. Vom Schmuck wollte er seinem Sohn Bernhard erzählen. Aber dazu kam es nicht mehr. Balthasar verunglückte tödlich bei der Besteigung des Schartenzinkens.

„Ob jemand in Balthasars Tagebuch gelesen hat? Vor uns, meine ich“, fragte Flora. „Wahrscheinlich nicht“, sagte Benny. „Oder nicht weit genug. Zuerst denkt man ja, dass es da um alltägliche Dinge geht, die auf einem Bauernhof passieren.“ „Wenn das Tagebuch niemand gelesen hat, dann liegt der Schatz vielleicht noch beim Schutz des Hauses. Lasst uns danach suchen.“

Alle hatten sich mit ihren Familien am Fuchsbichlerhof versammelt. Die Kids hatten die Stelle, die abgesucht werden sollte, mit einer Schnur umzäunt und alle halben Meter eine Querschnur gespannt. „So haben wir ein perfektes Suchfeld“, sagte Andi. „Das habe ich beim Schatzsuchersonntag im Fernsehen gesehen.“ Benny begann, den ersten Streifen mit dem Metalldetektor abzusuchen. Alle waren angespannt und wagten kaum zu atmen. Peep, peep, Peep. Der Detektor schlug an. Die Kids begannen zu graben. „Hier!“, rief Pfitschi und zog etwas aus der Erde. „Oh, nur ein Nagel.“ Die Spannung war fast unerträglich. Peep peep, peep. Wieder schlug der Detektor an. Diesmal fanden sie einen rostigen Haken in der Erde. So einen Haken, wie man ihn beim Zelten braucht. Der nächste Fund war eine 5 Cent Münze. Dann schlug der Metalldetektor wieder an. Zunächst fanden sie nichts. Die Kids mussten ganz tief graben. Doch plötzlich stieß Andis Schaufel auf Metall. „Da ist etwas. Ich glaube, es ist eine Kiste.“ Aufgeregt gruben die vier die Kiste gemeinsam aus. Es war eine Metallkiste mit einem Vorhängeschloss. Schnell war das rostige Schloss aufgebrochen. Vorsichtig öffnete Benny den Deckel.

In der Metallkiste steckte eine weitere Kiste aus Holz. „Meine Nerven“, stöhnte Uri. „Das ist so aufregend.“ Die Holzkiste war unverschlossen. Die Kiste war mit Samt ausgeschlagen. Auf dem Samt blitzten und funkelten 2 Sterne. Feine Gebilde aus Silber, die mit Diamanten und Perlen besetzt waren und ein bisschen wie Edelweiß aussahen. Daneben lag ein zusammengerolltes Stück Papier. „Wow, seht euch das an“, flüsterte Benny. Vorsichtig nahm er die Papierrolle und gab sie Flora. „Ließ bitte du, Flora.“

‚Anno domini 1857 – in tiefer Verbundenheit schenke ich diese Schmuckstücke meinem treuen Untertan, Balthasar Mühlberger, Fuchsbichlbauer zu Zelltal in Salzburg. Er ist der rechtmäßige Besitzer dieses Schmuckes und kann darüber Verfügen, ganz nach seinem Gutdünken.‘ „Was bedeutet Gutdünken?“ „Das heißt, er kann damit machen, was er für richtig hält“, erklärte Uri. ‚Das ist mein Wunsch und Wille – Elisabeth, Kaiserin von Österreich.‘ Darunter war eine Art Stempel zu sehen und eine Unterschrift. „Das Siegel der Kaiserin.“

© Annemarie Hülber 2024-08-23

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Romane & Erzählungen
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Abenteuerlich
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