von Ypsilon
Tatsächlich von einem Politiker 2014 erstmalig verwendet und direkt im selben Jahr zum Wort des Jahres gekürt: Situationselastisch. Eine herrliche Wortkomposition, die vor sieben Jahren bereits aktuell war und heute täglich mehr und mehr an Bedeutung gewinnt.
Wir alle müssen gegenwärtig speziell aufgrund von Covid-19 situationselastischer sein denn je.
MNS abgewechselt mit FFP. Home Schooling und Distance-Learning abgewechselt mit Präsenzunterricht. Home Office abgewechselt mit … heißt es nun Präsenzarbeit? Wer weiß das schon? Take Away und Coffee to Go abgewechselt mit Schanigartenöffnung.
Oder doch nicht.
Lichter am Ende des Tunnels, die eher Kerzen mit Sparflammen gleichen. Gastro- und/oder Handelsöffnungen, bei denen aus März plötzlich doch Sommer wird.
Impftermine mal real, mal gecancelt. Pfizer, Moderna, AstraZeneca – Moment, nein, Vaxzevria, Sputnik und Konsorten. Eine reale (Buchstaben-)suppe, in der wir schwimmen. Und jeder für sich versucht, nicht darin unterzugehen. Aber kein Problem. Situationselastisch, das muss man sein.
Pressekonferenzen, Novellen und Schutzmaßnahmenverordnungen – Wien, NÖ, Vorarlberg. Ost-Österreich, West-Österreich, österreichweit. Corona-Ampeln grün bis dunkelrot.
Moment! Haben Ampeln nicht normalerweise nur drei Farben?
Click & Collect, Phase 3, 24/7, 1+1 – in Buchstabensuppen schwimmen auch Zahlen?
Situationselastisch.
Für mich mittlerweile das wichtigste Wort in 2020/21. Wer zu viel strampelt, geht unter, aber auch dem, der gänzlich aufhört zu schwimmen, blüht dasselbe.
Daher mein Aufruf: Bleibt elastisch!
Helft euch gegenseitig, elastisch zu bleiben. Nicht alles unterliegt unserer Planung und Kontrolle. Kreieren wir unser Boot, unsere Arche, mit der wir durch diese Suppe kommen. Gemeinsam, statt einsam. Hört einander zu, bringt Verständnis auf, aber zieht euch nicht gegenseitig runter, weil ihr zu viel oder zu wenig strampelt.
Baut euch auf.
Loslassen und elastisch bleiben heißt die Devise, auch wenn es schwerfällt.
© Ypsilon 2021-04-05