S’Madl vom Peppi

Martina Verant

von Martina Verant

Story
Hall in Tirol

Eines Tages war ich wieder mit den Tabletten meines Vaters beschäftigt. Ich betrat die Ordination seines Haus- und Hofarztes Dr. Weiler, Vertrauensperson der Familie. Der Herbert hat gemeint:“…..“, und schon war der Genesungseffekt auch ohne Pharmazeutikum eingetreten.

In der Ordination fand ich eine Schlange wartender Menschen vor, die wohl derselben Hörigkeit unterlagen wie mein Vater. Ich machte am Absatz kehrt und ließ den Herbert meinen. Ich öffnete die Tür. Mein Blick fiel auf den vor der Praxis wartenden Hund und den neben ihm stehenden Herren. Ich wusste nicht, wer herrenloser war, so aufs erste Hinschauen. Offensichtlich waren beide noch Fremde. Ich steuerte auf die ungleichen Naturen zu und war somit die Dritte im Bunde, die sich über den Verbleib des Hundeherrchens wunderte. Wir beschlossen, den Hund morgen zu holen, falls er noch da warten würde. Vielleicht gemeinsam Sterbeanzeigen studieren, so ganz alleine vor der Praxis des Herrn Dr. Vor dem Auseinandergehen hörte ich noch den Satz: „Du bisch’s Madl vom Peppi!“.

Erneute Kehrtwendung. Soviel zur Anonymität einer Stadt. Ich war doch schon groß, hatte große Kinder, doch diese Anrede machte mich immer noch zum Mädchen meines Vaters. „Wer bist du?“

Das erste Mal, dass ich mir den Hundeliebhaber nun noch genauer anschaute. Meine Fantasie reichte vom Dauergast beim AMS bis hin zum Extremlebenskünstler, auf alle Fälle tierliebend.

Ich bin der Adamitz Toni und kannte noch deine Großmutter, die das Ladele neben der Nudelfabrik hatte. Und mit dem Peppi habe ich viel Karten gespielt. Er ist ein guter Kartenspieler. Das wusste ich, ging ich doch beim ihm in die Schule. Regel Nr. 1 war es, ein guter Verlierer sein zu können, will man gewinnen. Darin hatte ich mich zu üben. „Der Peppi grinste oft…“ Ja, ich weiß, gab ich zur Antwort. Wo triffst du ihn denn? Normalerweise im Café Sandra, aber dort ist er nicht mehr oft.

Zurzeit wohnt er bei mir, gab ich zurück. Wir schlenderten die Walpachgasse hinauf, neben uns die Metzgerei Hörtnagl. „Weißt du was?“ „Richte doch dem Peppi bitte aus: „Hätte er mir nicht immer das Jausengeld abgeknöpft, würde ich heute seiner Tochter eine Fleischkässemmel kaufen!“

Ich musste lachen und freute mich auf das Gesicht meines Vaters, der sicher verstehen würde, dass diese tierische Begegnung heilsamer wäre, als die neuen Tabletten vom Dr. Weiler, die könne ich morgen auch noch holen. Hier verabschiedete ich mich grinsend vom Toni. Vergessen war auch der wartende Hund. Ich kann Ihnen aber versichern, er liegt nicht mehr dort!

© Martina Verant 2025-02-14

Genres
Humor& Satire
Stimmung
Funny, Hopeful
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