von Boban Ristic
In einem Vorort fangen sie an. Hier in der Gegend vor Hannover sollen die Schlecker Filialen easy bute sein. Viele reiche Familien leben in dieser Gegend, deshalb sind sogar die Drogerien überfüllt mit Luxusartikeln. Meistens ist nur eine Mitarbeiterin anwesend und es herrschen lasche bis fast gar keine Sicherheitsbestimmungen. So der Tipp eines befreundeten Diebes aus Hamburg. Srdjan parkt gekonnt seinen BMW in eine der Parklücken, sie steigen aus und fangen an, indem sie zusammen das Geschäft betreten. Sie übergibt Srdjan ihre Designer-Tasche und geht vor zur Kassiererin, um zu sehen, was sie im Moment macht. Snežana hat, obwohl eine Rom:nja weiße Haut, blaue Augen und schwarze Haare, ganz wie Schneewittchen, was ihr Name übersetzt aus dem serbischen auch bedeutet. Deshalb ist sie automatisch weniger verdächtig und sieht aus wie eine reiche slawische Frau, die viel für Parfum, Schminke und Kleidung ausgibt. Eine gern gesehene Kundin. Sobald die Kassiererin beschäftigt ist, begibt sie sich zu Srdjan. Er hat die Artikel ausgecheckt und entschieden, dass es sich lohnt zuzuschlagen. Sie packen zusammen alle Luxusparfums und Schminken von Chanel, Boss und Gucci, die sie ergreifen können, schnell ein. Srdjan trägt Snežas riesige Chanel Tasche, die mittlerweile ziemlich schwer wurde, auf der Schulter, als sie das Geschäft verlassen. Was für ein vorbildlich zuvorkommender Mann, dieser Srdjan. Die beiden verspüren schon lange kein Adrenalin mehr. Sie treibt nur noch eine furchtlose Routine und die Aussicht auf Geld an. Welches Snežana, wenn sie in ein paar Monaten nach Serbien mit ihrem Sohn abgeschoben wird, bestimmt gut gebrauchen kann. Im Jahr 2001 war Serbien roh. Roh wie rohes Fleisch. Sie ging im Jahr 2000 als Geflüchtete nach Deutschland. Ihre Mutter erhielt im Jahr 2003 doch noch die österreichische Staatsbürgerschaft und holte Sneža, nachdem sie 2002 aus Deutschland nach Serbien abgeschoben wurde, doch noch nach Österreich. Die Folgen des Krieges machten das Leben in Belgrad für viele Menschen unerträglich. Also bildeten sich Warteschlangen vor den ausländischen Botschaften. Jeder wollte raus. Der totale Braindrain. Nach einer Operation am Knie teilte Srdjans Schwester, Silvana und Snežana ein Krankenzimmer in Deutschland und stellte die beiden einander vor. Die große Schwester sagte noch zum kleinen Bruder beim Verlassen des Krankenhauses: ”Falls du sie wirklich kriegst, so hässlich wie du bist, dann musst du diese Frau halten, sie ist fürs Leben!” So lernten sich die beiden im Jahr 2001 im Evangelischen Amalie Sieveking Krankenhaus in Hamburg kennen.
Ich konnte damals
meinen blick
nicht von ihrem abwenden
heute ist unser blick
auf die sterne gerichtet
heute blicken wir
in den gleichen nachthimmel
wir verlieben und wir verleben
und wir verlassen
und fühlen zu viel
wir zahlen den preis welchen das herz fordert
emotionaler kontostand: -565,73 €
kontostand: -565,73 €
© Boban Ristic 2022-08-04