von Annemarie Hülber
So ein Holler! Eigentlich bedeutet das ja nichts Gutes. Man meint damit ‘so ein Unsinn’. Man kann es auch noch zu Vollholler steigern, was dann sogar zum Wort des Jahres werden kann. Oder man sagt ‘so ein Topfen’ (oder so ein Käse, wenn man nicht in Bayern oder Österreich zu Hause ist). Aber heute geht es um den Holler.
In meinem Fall ist es kein Unsinn, sondern ein Ausdruck der Freude. Der Holler (Holunder) ist reif und die schwarzen Perlen lachen mich an. Ich ziehe meine ältesten Gartensachen an und mache mich ans Ernten. Reifer Holler gibt Flecken. Mit der Gartenschere zwicke ich Dolden ab und habe bald eine große Schüssel gefüllt. Jetzt muss gerebelt werden, also die Hollerbeeren von den Stielen abzupfen. Bitte nur mit Handschuhen, wie gesagt, es gibt Flecken.
Ich mache ein Hollerkoch, so eine Art eingedicktes Kompott. Das hat schon meine Oma gemacht. Ich koche den gewaschenen Holler mit Wasser, Zucker, Nelken und Zimt auf. Ich gebe auch klein geschnittene Zwetschken und Birnen dazu. Man kann auch Äpfel nehmen, aber Zwetschken habe ich im Garten und Birnen hat mein lieber Nachbar. Wenn alles weich gekocht ist, so nach ca. 10 Minuten, dicke ich mit in wenig Wasser angerührtem Vanillepuddingpulver ein bisschen ein. Jetzt noch ein Schuss Rum und ein Löffel Zitronensaft dazu. Fertig! In saubere Gläser füllen und nach dem Auskühlen stelle ich das Hollerkoch in den Kühlschrank.
Lange bleibt es dort nicht. Ich esse das Hollerkoch am liebsten mit einer Kugel Vanilleeis, oder mit Topfennockerln.
Ich mag das total, wenn ich das Obst und Gemüse aus dem Garten verarbeiten kann und dabei alte und neue Rezepte probiere. Derzeit gibt es immer was zu ernten. Brombeeren wären nächste Woche dran. Aber leider trägt der Strauch dieses Jahr nicht. Schade, aber die Gurken, Paradeiser und Zucchini sind dafür prächtig. Kann man eigentlich Zucchinimarmelade machen…?
© Annemarie Hülber 2021-08-21