von Ulrike Nikolai
Wir schrieben das Jahr 2023.
Unsere Großnichte hatte Sommerferien. Zum ersten Mal traute sich die Achtjährige, ganz allein bei uns zu übernachten und mit uns gemeinsam etwas zu unternehmen.
Was machen wir denn Schönes? fragten wir sie. Hast du Lust, mit uns zu den Externsteinen zu fahren?
Elisabeth war gleich begeistert, wenn sie auch während unserer Wanderung später feststellte, dass sie dort schon einmal gewesen war. Egal – die Externsteine kann man auch mehrmals besuchen. Außerdem gab es auf dem Weg dahin noch so viel Interessantes zu sehen. Bäume mit einem Zimmer zum Reingehen, Baumstämme mit wuschelweichem Moospulli, wundersame Pilze, ganz viele Knubbelbäume und Baumwurzeln, unter denen Zwerge wohnen. Und als wir dann an den Externsteinen waren, war natürlich das Spannendste, von einem Felsen über eine luftige Brücke zu einem anderen Felsen hinüberzugehen.
Auf der Fahrt zu den Externsteinen erzählte mir Elisabeth von ihren Wünschen. Am liebsten hätte sie ein Pferd, verriet sie mir. Aber Papa und Mama wollten das nicht. „Das geht ja auch nicht so einfach“, meinte ich. „Für ein Pferd braucht man einen Stellplatz. Und es braucht Futter, das auf Dauer ganz schön teuer ist.“
Zu jedem meiner Argumente hatte sie ein Gegenargument.
Als Elisabeth wieder zuhause war, hatte ich eine Idee:
Ich schreibe ein Geschichtenbuch für sie.
Darin sollte ein Mädchen vorkommen, das sich unbedingt ein Pferd wünscht, zum Schluss aber einsieht, dass ein Kind sich noch kein Pferd kaufen kann.
Elisabeth kann auch Querflöte spielen. Das brachte mich auf die Idee, eine Geschichte über Cygne zu schreiben, der sich als Sechsjähriger zuerst ein Schwanenküken wünscht. Wenn ihm dieser Wunsch nicht erfüllt würde, sollte es aber wenigstens ein Klavier sein. Und zum Schluss sieht er ein, dass es auch etwas Kleineres sein darf.
Mit diesem kleinen Buch wollte ich Elisabeth überraschen. Als sie mir jedoch erzählte, sie habe ein Märchen geschrieben, dachte ich, wie toll es doch wäre, wenn dieses mit in das Buch käme.
So fragte ich sie, ob sie nicht auch Autorin sein wolle, die ein Märchen in einem richtigen Buch schreibt. Ich musste ihr verraten, was ich für sie vorbereitet hatte.
Sie sagte „ja“ …
So fing das gemeinsame Schreiben an. Und wer weiß – vielleicht wird ja noch mehr daraus? Elisabeth hat nämlich viel Fantasie.
Tauche nun ein in unsere drei Geschichten …
© Ulrike Nikolai 2024-07-18