So hält man eine Henne vom Brüten ab

Katharina L

von Katharina L

Story

Tipp Nr. 2: Wenn du nicht willst, dass deine Henne brütet, musst du sie „entglucken“. Mir ist noch die Erzählung einer alten Nachbarin in Erinnerung. Anno dazumal nahm man die unerwünschte Glucke, steckte sie in einen Jutesack und hängte diesen für zwei Tage in einen Baum. Dann war der Spuk vorbei. Ich bin sicher, es funktioniert. Eine humanere Methode ist jedoch, die Glucke für mindestens zwei Tage in einen Käfig mit Futter zu sperren, möglichst weit weg von ihrem Brutnest. Irgendwann „versteht“ sie, dass ihre Eier kaputt sind und ihr Bruttrieb ist beendet. Sie wird in einigen Tagen wieder legen, allerdings beginnt das Spiel dann wieder von vorn.

Die Menschheit hat schon eine „bessere“ Methode gefunden, um Legehennen ihren Bruttrieb zu nehmen. Sie hat eigene Hybriden gezüchtet, die diesen Instinkt kaum mehr haben. Diese Rassen leben zu hunderten oder tausenden in Hallen, manchmal auch im Freien und liefern uns unser tägliches Frühstücksei aus dem Supermarkt. Sie leben ein Jahr das Legehennenleben, um dann den Suppenhennentod zu sterben. Man kann die ausrangierten Hennen auch um wenige Euro kaufen, wenn man mit einer niedrigeren Legequote zufrieden ist, also weniger als ein Ei am Tag.

Vor Jahren habe ich zehn solcher braunen Hybriden von einem Bio-Legehennen-Betrieb gekauft. Sie waren bemitleidenswerte Geschöpfe. Sie hatten sich gegenseitig die Schwanzfedern abgepickt und nach kurzer Zeit begannen sie, ihre eigenen Eier zu fressen. Die hohe Legeleistung hatte sie total ausgezehrt und sie kamen mit dem natürlichen Futterangebot, das es auf meinem Hof gibt nicht zurecht. Glücklicherweise bereinigte ein Fuchs diese Situation. Eines Nachts tötete er alle Hybridhennen auf einen Schlag – alle bis auf Esmeralda. Sie blieb uns als treue und zahme Henne erhalten, legte Eier, die sie nicht fraß und erholte sich zusehends.

Nach diesem Versuch habe ich keine Hybridrassen mehr ins Haus geholt. Ich besorge mir manchmal Bruteier verschiedener alter Rassen (siehe Tipp Nr.1) und wenn sich eine Henne zum Brüten niedersetzt, werden ihr die Kuckuckseier untergeschoben. So kommt immer frisches Blut in die Hühnerherde, die jedes Jahr farbenfroher wird.

Alte Hühnerrassen haben eine geringere Legeleistung als Hybridrassen, einen ausgeprägten Bruttrieb und kommen mit einer Handvoll Körner und dem Leben in Freiheit gut zurecht. Sie sind wild und scheu, können im Schneesturm im Freien schlafen und trotzdem zu Weihnachten ein Ei legen.

© Katharina L 2021-11-27

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