Someone to you – Kapitel 3

Sophia Lella-Brockmann

von Sophia Lella-Brockmann

Story
Allaroundtheworld 2024

„Freut mich, Leonie“, gab Fynn zurück. Er musste so um die Mitte zwanzig sein, hatte dunkelblondes, lockiges Haar und einen leichten Drei-Tage-Bart. Er war mindestens 20 Zentimeter größer als ich und hatte einen ausgesprochen guten Kleidungsstil, der mir sofort aufgefallen war. Sogar mit Kaffeeflecken sah sein Outfit gut aus. Er trug ein weißes Hemd von Ralph Lauren, eine marineblaue Chino und Sneaker von Adidas. Sein Gürtel war von Fossil aus braunem Wildleder. Er hat sich für seinen ersten Tag richtig Mühe gegeben, aber irgendwas sagt mir, dass er immer so herumläuft. Das konnte ich von meinem Freund leider nicht behaupten. Er hatte leider kaum Interesse daran, sich Gedanken um seine Outfits zu machen und zog einfach immer irgendwas an. Nicht mal mir zuliebe putzte er sich mal raus, wenn wir verabredet waren oder gemeinsam Essen gingen. Normalerweise lag ich auf sowas viel Wert bei Männern, bei Ben machte ich jedoch eine Ausnahme. Ich war keine besonders oberflächliche Person, jedoch ist mir ein gepflegtes und ordentliches Erscheinungsbild trotzdem wichtig. Das lag wahrscheinlich allgemein an meiner Vorliebe für Ordnung und Struktur.

„Also, Fynn.. Tut mir wirklich leid und herzlich willkommen bei uns. Wir hören uns dann ja gleich im Meeting. Ich glaube, das geht gleich schon los.“ Eilig fuchtelte ich mit meinen Händen irgendwelche entschuldigende Gesten herum und verschwand so schnell ich konnte in mein Büro. Dort angekommen, knallte ich die leichte Glastür etwas zu fest zu und verschnaufte für eine Sekunde. Länger hielt der Moment der Ruhe nicht an, da mich zwei Augenpaare verwundert anschauten. Das eine gehörte zu Anne, die direkt meine Kaffeeflecken musterte und das andere zu meinem Vorgesetzten, der sich anscheinend soeben mit Anne unterhielt, als ich ins Büro gestürmt kam. „Guten Morgen, Leonie. Hast du am Wochenende etwa vergessen, deine Kleidung zu waschen?“, spottete Matthias. „Morgen, und nein, ist mir gerade eben passiert. Danke der Nachfrage“, entgegnete ich ihm mit einer ausladenden Handbewegung. Anne schwieg und nahm das Wort mit unserem Chef wieder auf, während ich mich an meinen Laptop setzte und alle Programme hochfuhr. Dabei ertappte ich mich, wie ich an Fynn und sein unglaubliches Erscheinungsbild dachte. Und vor allem daran, was es in mir auslöste. Doch warum tat es das? Ich kannte ihn ja nicht mal und außerdem hatte ich Ben, mit dem ich mehr als glücklich war. Keine Beziehung war perfekt, das ist klar, doch die meiste Zeit war ich froh, ihn an meiner Seite zu haben.

Nachdem wir Fynn im Meeting offiziell begrüßt und im Team aufgenommen hatten, wurde er mir auch schon zugeteilt, um ihn einzuarbeiten. Na klar wurde er das. Normalerweise war ich etwas genervt vom Einarbeiten der Praktikanten, doch in diesem Fall bin ich einfach nur peinlich berührt. Fynn studierte Wirtschaftspsychologie in Hamburg und war im 5. Semester. Das war sein erster Job in einem Großunternehmen und überhaupt in Hamburg, denn er zog extra dafür hier her. Nachdem wir den Tag noch zusammen auf der Arbeit verbracht hatten, machte ich pünktlich um vier Uhr Feierabend und fuhr direkt los zu meinem besten Freund Malte. Was mich dort erwartete, würde alles infrage stellen.

© Sophia Lella-Brockmann 2024-08-08

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd, Hoffnungsvoll, Inspirierend, Adventurous
Hashtags