Sommer, Sonne, Sprachencafé

Waltraud Wohlmuth

von Waltraud Wohlmuth

Story

Es ist 8.45 an einem Donnerstag Morgen. Elfi und ich durchqueren den langen mit Blumenkisten geschmückten Innenhof, um zu dem etwas versteckten, kleinen Café zu gelangen. Frau Irene hat einen Tisch für uns bereits gedeckt. Die nötigen Sonnenschirme sind aufgespannt. Das Café wird von der Caritas geleitet, die Angestellten in der Küche und im Service sind Jugendliche mit Beeinträchtigung. Der junge Kellner Dominik lächelt uns entgegen und nimmt die Bestellung auf. Er weiß oft schon, was wir gerne trinken wollen.

Wir fragen uns, welche Art von Beeinträchtigung er wohl aufzuweisen hat.

Da nähert sich bereits Mary lachend unserem Tisch. Etwas ruhiger kommen Karin und Gertrud auf uns zu. Bald darauf treffen Sabine, Traude, Annemarie und Erika ein. Um 9 Uhr eröffne ich das Sprachencafé, und wir unterhalten uns nur mehr auf Englisch. Zuerst besprechen wir, was wir letzte Woche unternommen haben, tauschen Tipps aus, was interessant wäre, zu unternehmen. So haben Traude und Erika an einem Volksmusikseminar in Johnsbach teilgenommen. Karin war begeistert vom Rosarium in Baden. Mary war bei der ‘Foto des Jahres’ Ausstellung in Graz. Gertrud erzählt von ihrer neuen Pellets – Heizung, die jetzt endlich fertiggestellt wurde nach dem Umbau der Ölheizung. Dann besprechen wir die Vokabeln vom letzten Mal, bevor wir zum nächsten Punkt übergehen. Wir versuchen eine Minute über ein bestimmtes Thema, wie ‘Sommer’, ‘Garten’ und ähnliches zu sprechen. Zum Schluss tauschen wir noch unsere Pläne für die nächste Woche aus.

Ich bestelle mir jetzt einen Kaffee, und wir genießen die ruhige und angenehme Atmosphäre in dem kleinen Kaffeehaus.

Vor fünf Jahren habe ich das erste Mal mit dem Sprachencafé begonnen. Einerseits war die Pause von Mai bis Oktober, vom Winter bis zum Sommersemester sehr lange, andererseits hatte ich in dieser Zeit auch keine finanziellen Einnahmen. Da das Sprachencafé so gut angenommen wurde, habe ich es in den folgenden Jahren wiederholt. Wir erfahren viel voneinander, geben Einblicke aus unserem täglichen Alltag. So erzählte einmal ein Ehepaar, dass der Mann in der Früh immer in den Keller gehen muss, wenn er Ö3 hören möchte, da seine Frau sich ungestört dem Genuss von Ö1 hingeben möchte.

Obwohl das Sprachencafé finanziell keine große Ausbeute für mich darstellt, ist es persönlich eine wirkliche Bereicherung. Ich bleibe auf dem Laufenden, bin im Austausch mit interessanten Menschen und kann schöne Momente in angenehmer Kaffeehausatmosphäre genießen.

© Waltraud Wohlmuth 2021-07-17

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