Sommerarbeit

Mia Windischbauer

von Mia Windischbauer

Story
2024

Arbeiten. Geld. Verantwortung. Druck.

Die finanziellen Situationen werden denke ich in vielen Familien individuell gehandhabt. Meiner Erziehung nach zu folge, müssen wir sparen, Oma zahlt alles, weil sie ja so viel Geld hat und wenn ich etwas machen möchte, muss ich es mir ersparen. Egal ob mit 10 Jahren meine Reitstunden, oder mit 19 die Maturareise. Selber zahlen heißt es, sonst betteln gehen. Ich weiß nicht, woher das kommt aber ich hasse es über Geld zu reden. Laut meinem Vater hat er Geld für mich auf die Seite gelegt für meinen Abschluss. Aber er hat schon oft gesagt, dass er etwas macht und er hat es nie getan. Ich kann mich nicht zu 100% auf ihn verlassen. Das ist echt ätzend. Ich kann meine Zukunft nicht planen, weil ich nicht weiß wievielt Budget ich wirklich zur Verfügung habe. Dazu kommt, dass meine Großeltern auch für jedes Enkelkind, monatlich, eine bestimmte Menge an Geld zur Seite legen. Als ich mit 14 dann in die Oberstufe gehen wollte, weigerte sich mein Vater die Hälfte meines Schulgeldes zu zahlen. Also einigte ich mich mit meiner Oma darauf die fehlenden Euro von dem Geld abzuziehen, welche für mich auf die Seite gelegt wurden. Ich habe erst vor ein paar Monaten realisiert, dass ICH in den vergangenen 5 Jahren 2 750 Euro insgesamt für MEINE eigene AUSBILDUNG gezahlt habe, die mir eigentlich meine Eltern ermöglichen, hätten sollen. Ich finde, jedes Kind sollte die Schule ermöglicht bekommen, die es machen will, und dazu zählt monatlich 75 Euro ans Kind zu überweisen. (Anstatt dreimal im Jahr als 4-Köpfige Familie in den Urlaub zu fliegen:/) Das Geld macht mir mehr Sorgen als meinem Umfeld bewusst ist. Ich habe jetzt die Matura/ Abitur bestanden, habe drei fertige Ausbildungen und kann mit Kindern im Alter von 1,5 Jahren bis 14 arbeiten. Ich will ins Ausland. Ich will ein Jahr die Welt sehen. Ich will mir Zeit für mich nehmen und herausfinden, was ich will. Will ich studieren gehen? Dafür muss ich aber sowieso mindestens noch drei Jahre arbeiten gehen, um die studienbeihilfe zu bekommen. Oder will ich eine neue Alternativausbildung beginnen die wieder 3 000 Euro kostet für 2 Jahre, berufsbegleitend. Natürlich war ich die letzten drei Sommer arbeiten, aber trotzdem kann ich mir all das nicht leisten. Mit dem Maturageschenk meines Vaters hab ich meine Schulden beglichen und wenn wir fortgehen, trinke ich wenig oder trink beim Vorglühen schon so viel, dass ich später dann nix mehr kaufen muss. Ich habe begonnen nicht mehr nach Lust auf der Speisekarte zu suchen, sondern nach dem billigsten. Mir fällt es schwer, wenn jemand mich einlädt und einfach mal großzügig ist. Ich habe selten jemanden um Geld angebettelt. Das letzte Mal als es um meinen Führerschein ging und keiner meiner Eltern etwas beisteuern wollte, weil sie der Meinung waren, wenn der eine nicht zahlt, zahl’ ich auch nicht vs. wir haben kein Geld und die andere Person hat eh nie was gezahlt die letzten Jahre. Ich hasse es mich von jemanden abhängig zu fühlen. Jemanden etwas schuldig zu sein. Ich will mich nicht kleiner fühlen. Ich will auf eigenen Beinen stehen und selbst entschieden können was ich machen will oder wohin es gehen soll. Ich will mir keine Sorgen ums Geld machen müssen. Nicht mehr.

© Mia Windischbauer 2024-07-03

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