von Luisa Horn
Tage- und nächtelang umgeben von betrunkenen Menschen und Dauerbeschallung mit lauter Musik zu verbringen, klingt nicht für jeden nach dem optimalen Urlaubsspaß. Außer natürlich, es ist ein Musikfestival und man ist Fan der Hauptbands. Vom 16.08. – 20.08.2022 fand eines der größten Metal-Festivals in einer kleinen Gemeinde in Bayern statt und wir waren dabei.
Wie zu erwarten ist die Anreise bis zu einem gewissen Punkt sehr reibungslos verlaufen und aus heiterem Himmel: Stau. Nach Stunden im Schleichgang kommen wir an den ersten Festival-Schalter, an dem wir unsere Zutrittsbänder bekommen. Da das mein erstes richtiges Festival ist, haben wir dies als Umstand genutzt und uns für Comfort-Camping angemeldet. Kein Zeltplatz suchen und aufbauen, sondern einfach hinfahren, alles ausräumen und gut ist. Nachdem wir auf einem separaten Weg auf dem exklusiven Parkplatz geparkt haben, stehen wir erst einmal eine ganze Weile vor dem Einlass in den Comfort-Bereich. In der Nacht zuvor war es stürmisch und viele Zelte mussten neu aufgebaut werden. Es dauert gefühlt eine Ewigkeit bis ein schlaksiger Kerl unsere Tickets scannt, ein Wegbier verteilt und uns zu unserem Zelt führt. Eher eine Hundehütte von der Größe her, aber zum Schlafen reicht es. Wir richten uns so gemütlich wie möglich ein. Kurz darauf machen wir uns auch schon auf den Weg auf das Festivalgelände. Unser Plan für Tag 1: Festival-T-Shirts kaufen und dann gegen 13 Uhr schon zu unserem ersten Highlight. Allerdings schaffen wir es nach 2 Stunden anstehen nicht einmal 50 Schritte näher zum Verkaufsstand. Also brechen wir das Shopping ab und gehen zur Hauptbühne. Wir sichern uns einen Platz hinter einem der Wellenbrecher und warten gespannt auf die deutsche Mittelalter-Rock- und Metal-Band. Noch am selben Tag spielen weitere Bands von unserer To-do-Liste. Aufgrund meines Bürojobs bin ich allerdings nicht ansatzweise so fit auf den Beinen und setzte mich bei der letzten Band auf den Boden, mit Rücken zum Wellenbrecher. Unglücklicherweise kassiert mein Freund deswegen kritische Blicke der umstehenden Leute. Mit einem strahlenden Lächeln versuche ich ihnen zu zeigen, dass es mir gut geht und mein Freund seine betrunkene Freundin nicht einfach so auf dem Boden sitzen lässt. Interessanterweise haben wir über unseren gesamten Aufenthalt nur einen Becher Met und das Wegbier getrunken, ansonsten nur alkoholfrei.
Die nächsten Tage verbringen wir immer auf dieselbe Weise: Um kurz vor 6 Uhr früh klingelt uns ein Wecker aus dem Nachbarzelt wach, was für allgemeinen Unmut sorgt, dann wird sich fertig gemacht und in strömenden Regen über matschige Wege zu den Bühnen gerutscht. An einem Tag schaffen wir es sogar Festival-T-Shirts zu ergattern, ein großes Softeis zu essen und mal nicht bis auf die Unterwäsche aufgeweicht ins Zelt zurückzukehren. So schön und anstrengend die Tage waren, so abrupt mussten wir sie beenden. Freitagabend, auf dem Rückweg zum Zelt, holen wir uns noch eine Portion Käsespätzle auf die mein Magen überhaupt nicht gut reagiert. Dank Tabletten schaffe ich es die Nacht zu verbringen ohne nur durchgehend zu den Toiletten zu rennen. Samstagfrüh ist es leider nicht besser. Daher beschließen wir bereits früher abzureisen und unsere beiden verbleibenden Wunschbands zu einem späteren Zeitpunkt zu besuchen.
© Luisa Horn 2023-05-13