von Heidi Reiter
Ich habe ja vor kurzem meine liebe Muddi auf ihrer letzten Reise begleitet und ich beobachte mich nun ständig dabei, dass ich in alten Erinnerungen schwelge, die ich in meinem Herzen abgespeichert habe. Als es diese Woche wieder mal so heiß war, habe ich urplötzlich wieder an unsere Sommerurlaube in Italien gedacht, die wir als Kinder mit unseren Großeltern, meinem Bruder und meinem Cousin in Eraclea Mare verbracht haben. Unsere Heimat war dann für 3 Wochen ein cooler Wohnwagen mit Vorzelt und der Sand war unser ständiger Begleiter. Wir drei Kids waren permanent auf Achse und wenn die Essenszeiten nahten, waren wir wieder vor Ort. Unsere Oma ließ es sich nicht nehmen, tagtäglich für uns frisch zu kochen und ihre Wiener Schnitzel mit Petersilienkartoffel waren legendär, die Panier war so crunchy, dass ich sie nirgendwo anders mehr so gegessen habe. Für dieses Wiener Schnitzel würde ich heutzutage glatt nochmal mein Vegetariertum für einen Tag unterbrechen, um mich in diesen lukullischen Genuss hineinfallen zu lassen. Oma war sogar im Urlaub immer im Stress und hatte in 3 Wochen nicht mal das Meer gesehen, da sie ständig etwas zu tun hatte. Drei Enkelkinder ohne Handy, den ganzen Tag unterwegs, keiner wusste genau, wo wir waren, aber als wir dann am Abend immer wieder müde und gefüllt mit unzähligen Erlebnissen heimkehrten, war die Welt wieder in Ordnung. Meine Eltern hatten einen Gasthof in Pörtschach und konnten daher nie mit uns in Urlaub fahren, aber unsere Muddi ließ es sich nicht nehmen, zumindest für 3 Tage zu uns nach Italien zu kommen. Mit im Gepäck hatte sie ihre Schwester, unsere Tante, zwei wirklich verrückte Mädels, die für alles zu haben waren. Wir Kinder waren schon immer voller Vorfreude auf die Abenteuer, die wir mit den zwei Girlies erlebten, nur unsere Oma war dann immer sehr aufgeregt. Heute weiß ich auch, warum, denn vier Erwachsene und 3 Kids alleine essenstechnisch im Urlaub abzufertigen, war wirklich eine logistische Herausforderung. Die Damen aßen ja auch nicht, wie wir Panini und Marmelade zum Frühstück, nein, es musste die volle Palette eingekauft werden. Cremekrapfen alla „Vaniglia“, Prosciutto, Käse, Mortadella, Kakao waren an der Tagesordnung und das tägliche Budget zum Einkaufen wurde von meinem Opa drastisch erhöht. Die italienischen Strandverkäufer, die wir als Kinder immer Looky-Looky nannten, freuten sich schon wie die Schneekönige, wenn die zwei Damen zum Strand kamen, denn sie wussten dann schon, dass der heutige Tag verkaufstechnisch gerettet ist. Unzählige Strandbadetücher, Schmuck und natürlich die lässigen Strandtücher zum Umbinden wechselten in Sekundenschnelle den Besitzer und wenn wir am Abend heimkamen, war Opa schon leicht nervös, wie wir das wohl alles beim Heimfahren verstauen würden. Die zwei waren ohnehin auch das Highlight am Strand, denn ohne Chanel Sonnenbrille ging gar nichts und auch, wenn sie ins Wasser gingen, wurde dieses Accessoire niemals abgelegt – bis eines Tages meine Muddi von einer Welle erfasst wurde und ihre geliebte Sonnenbrille am Meeresboden verschwand. In Sekundenschnelle konnte mein Cousin das gute Stück dank seines heldenhaft „gewagten“ Taucheinsatzes wieder an die Oberfläche bringen. Diese Erinnerungen sind tief in uns gespeichert und noch heute lachen wir oft darüber und ich bin mir sicher, das Leben ist wie eine Geschichte, es kommt nicht darauf an, wie lang sie ist, sondern wie gut sie ist. Eure Cleo!
© Heidi Reiter 2025-07-06