von KarlaMartin
Es ist 22:30 Uhr, laue 25 Grad und dämmert. Ich laufe mit vier Freund:innen zusammen von der Uni in die Stadt. Die Stimmung ist gelöst, die anderen albern herum. Ich laufe so mit und laufe über vor Glück. Heute ist einer dieser perfekten Tage. Gerade neigt er sich dem Ende zu. Ich kann die Zufriedenheit fast mit den Händen greifen.
Heute war das Sommerfest der Fachschaft, dass meine Freund:innen und ich federführend vorbereitet haben. Gegen Ende des Semesters war das eine spürbare zusätzliche Belastung, da nicht nur Dinge, sondern auch Menschen organisiert werden mussten. Getränke, Grillgut, Grills, Salate, Aufbau-, Getränke-, Grill- und Abbauschichten.
Am Ende haben wir als Organisator:innen jeweils eine Schicht mehr übernehmen müssen. Ein wenig geärgert haben wir uns da schon über den mangelnden Einsatz unserer Kommiliton:innen, doch letztlich hatten wir alle eine gute Zeit und genug Unterstützung, um uns nicht alleingelassen zu fühlen.
Die Getränkeschicht macht mir immer am meisten Spaß, weil hier die perfekte Kombination aus Effizienz und Rumalbern gebraucht wird. „Drei Bier macht eins fünfzig. Dankeschön!“ Drei gekonnte Bewegungen und die Flaschen sind geöffnet, die Kronkorken mit einem Schwenk in den dafür vorgesehenen Behälter geworfen. Das Rumalbern übernimmt in der Zwischenzeit meine Kollegin, da das nicht so mein Metier ist. Da ergänzen wir uns perfekt.
Das beim Aufbau noch sehr verheißungsvoll ausschauende Salatbuffet wirkt etwas zerrupft, als ich zum Essen komme. Immerhin ist es inzwischen noch um fertiges Grillgut ergänzt worden. Ich nehme mir von allem etwas und setze mich zu meinen Freund:innen, mit denen ich nun in Ruhe zusammensitzen kann, bis die nächste Schicht losgeht. Der Begriff „Quality Time“ scheint mir eigens hierfür erfunden worden zu sein.
Das Grillen ist eine Katastrophe, weil die kleinen Schwenkgrills uns in den Wahnsinn treiben. Es scheint unmöglich, das Grillgut auf dem Rost gleichmäßig zu bräunen. Die eine Hälfte bleibt roh, die andere verbrennt. Während wir versuchen, das Beste draus zu machen, schreiben wir mental den Antrag zur Anschaffung neuer Grills für die kommende Sitzung des Fachschaftsrats.
Die Studis sind happy. Es gibt genug zu essen, aber auch nicht zu viel. Die Menschen sind angenehm angetrunken, aber nicht besoffen. Es ist warm, aber nicht unerträglich heiß. Der Abbau verläuft überraschend fix. Mit vielen Händen geht es entsprechend schnell über die Bühne. Das gröbste Chaos ist beseitigt, um den Rest kümmern wir uns morgen.
Jetzt sind wir auf dem Weg nach Hause und ich wundere mich, dass ich so voller Energie und Glück bin nach einem doch echt langen und anstrengenden Tag. Wieso bin ich nach zwei Seminaren müder als nach zwei Seminaren plus 7 Stunden Sommerfestgewusel?
© KarlaMartin 2024-08-27