Sommernachmittag im Hotel

Ulrike Puckmayr-Pfeifer

von Ulrike Puckmayr-Pfeifer

Story

Wir waren in der Türkei, in Alanya, mein Mann und ich. In einem Hotel, das aus kleinen Bungalows bestand. Das Meer sehr nahe, leicht erreichbar von der Terrasse unseres Zimmers aus.

Ich genoss die Tage am Meer. Das süße Nichtstun. Planlos in den Tag hineinleben, frei von Pflichten und Forderungen, ganz bei mir, in mir und doch mitten unter sonnenhungrigen Menschen. Jeder Tag ein Erlebnis.

Gerne lag ich am Strand, ganz nahe am Wasser, hörte die Wellen rauschen, blickte in die unendliche Weite des Ozeans und fühlte mich vom Leben berührt und von der Sonne geküsst.

Um mich herum spielende Kinder, vor sich hin dösende Erwachsene, die ihre blassen Körper der Sonne darboten, in der Hoffnung auf attraktive Bräune.

Am Strand entlang wandernde junge Männer, Ausschau haltend nach einem heißen Urlaubsflirt mit einer liebes-sehnsüchtigen Urlauberin. Eine Männerparade, die vor meinen Augen ihren Auftritt hatte.

Auch ich sah mir die Männer an und fühlte mich von den Männern gesehen, manchmal zu sehr. Gierige Blicke spürte ich auf meinem nur mit einem knappen sonnengelben Bikini bedeckten Körper kleben. Lang, manchmal zu lange. Knisternde Erotik, schöne Männerkörper, sich selbst inszenierend, um bei der Frauenwelt zu landen. Gut, dass ich nicht alleine war. Von meinem Mann beschützt, fühlte ich mich nicht so sehr ausgeliefert dieser aufdringlichen Männerwelt.

Und eines Tages an einem heißen Sommernachmittag im Juli: – die Terrassentür stand offen. Ich war allein im Zimmer. Mein Mann war schwimmen gegangen. Ich wollte mich nicht der drückenden Mittagshitze aussetzen. Mich im kühlen Zimmer erholen, vielleicht etwas lesen oder einfach nur daliegen und die Erlebnisse der letzten Tage innerlich auf mich wirken lassen. Es war heiß im Zimmer, sehr heiß. Ich ging ins Badezimmer, um mich abzukühlen.

Ich stand unter der Dusche, als ich plötzlich Geräusche wahrnahm. Sicher wäre mein Mann von seinem Strandausflug zurückgekommen, dachte ich unbekümmert, und duschte weiter, das kühle Wasser genießend. Nachdem ich fertig geduscht hatte, zog ich meinen leichten Bademantel an und verließ das Badezimmer, in der sicheren Gewissheit, im Schlafzimmer meinen Mann anzutreffen.

Aber der Mann, der mitten im Zimmer stand, fast nackt, nur mit einer knappen Badehose bekleidet, war nicht mein Mann. Einen fremden Mann sah ich vor mir. Ich blieb bewegungslos stehen. Wie zu einer Salzsäule erstarrt. Der Sommerwind bewegte die weißen Gardinen. Unerträglich die Sommerhitze, die meinen Körper durchflutete. Nur mit einem luftig leichten Bademantel bekleidet, stand ich vor ihm, dem schönen unbekannten Mann, der mir mit einladender Geste seine Liebesdienste anbot. Er sagte kein Wort und deutete nur mit stummer Handbewegung auf das Bett. Eine wortlose Aufforderung oder Einladung zum Sex.


© Ulrike Puckmayr-Pfeifer 2025-02-01

Genres
Reise
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd, Emotional, Inspirierend
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