Sonntag

03:41

„Karli, Karli, schau, sie ist so toll!“ Lydia hält ihm ein Foto eines hübschen Mädchens unter die Nase. Es ist ein Polaroid, offensichtlich im Sommer an einem See geschossen. „Ich weiß ja nicht, ob du schon mal sowas gefühlt hast, aber damn. Das ist einfach anders.“ Sie weiß, dass sie leicht angetrunken ist, aber sie kann nicht nicht über Paula sprechen.

„Eigentlich kenne ich sie ja schon lange, aber letzten Sommer haben wir uns auf diesem Festival getroffen, du weißt das eine von dem ich dir erzählt habe. Und seitdem ist sie da. Weißt du, so richtig da. So ohne ihr geht gar nichts mehr.“

Karli nickt wissend.

„Und sie holt dich ab, wenn ich das richtig verstanden habe?“

„Jajaja, genau. Sie müsste gleich da sein. Ich schlafe eigentlich immer bei ihr, auch wenn ich mal ohne ihr weg bin. Ihr macht das nichts aus, sie malt ja immer nachts.“

Lydia muss daran denken als sie das erste Mal von Paula gemalt wurde. Das war direkt nach dem Festival. Sie haben beide schon gewusst, dass das zwischen ihnen etwas ist, aber noch nicht was. Das wissen sie auch jetzt noch nicht so wirklich, aber es ist auf jeden Fall viel. So viel.

„Du solltest dich mal malen lassen von Paula! Das würde sie sicher gern, aber sie traut sich ja nicht fragen.“ Karli lacht auf.

„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.“

„Doch doch doch, sicher. Ich werde es ihr heute vorschlagen. Du hast so ein interessantes Gesicht.“

„Ein interessantes Gesicht, soso.“ Er schüttelt immer noch lachend den Kopf.

„Ja, irgendwie so altertümlich. Als gehörst du gar nicht ins hier und jetzt.“

Vor der Bar fährt ein Wagen durch den Schotter und bleibt nahe der Türe stehen. Kurz darauf fängt Lydias Telefon an zu vibrieren.

„Das ist Paula!“ Sie springt auf, nimmt ihre Jeansjacke von der Stuhllehne und lehnt sich über den Tresen, um Karli einen Kuss auf die Wange zu drücken.

„Wir sehen uns nächste Woche!“ Schon ist sie halb auf dem Parkplatz. „Ich rede echt mit Paula über dein Porträt, das würde so gut passen! Gute Nacht, Karli!“