Spanier daten für Anfänger – Im Club

icey

von icey

Story

Das letzte Mal, als ich die Carambar betrat, wog ich um die zehn Kilogramm mehr und nahm den Kleidungsstil von Hilay Duff und co. sehr ernst: Also Teenager.

Nach der üblichenTest-bzw.Impfnachweis-Kontrolle, kamen wir rein. Wir folgten einer der Servicekräfte in den hinteren Bereich zur Tanzfläche. Es war für einen Sonntag erstaunlich voll. Wahrscheinlich waren alle noch in Silvesterlaune. Ich sah mir die Gestalten an und schüttelte mit dem Kopf. Nur Lara zuliebe setzte ich wieder einen Fuß in diese Ranz-Tanz-Bar. Hier traf sich einfach das unterste Niveau Berlins. Die Mädels waren überschminkt und trugen falsche Wimpern, die Kerle ein zu starkes Aftershave mit einem billigen Hemd. Plötzlich war ich über meine Outfitwahl mehr als froh. Schlicht, aber stilvoll. Wir setzten uns an einen der wenigen freien Tische und bestellten je eine ganze Flasche Gin und Tonic. Alle waren in bester Laune. Nur ich nicht.

Abgesehen vom Klientel war der DJ auch noch grottenschlecht. Da waren die Zeiten auf der Hip-Hop-Fläche des Havanna Clubs legendär gewesen. Lara war die Musikwahl jedoch völlig gleich. Sie tanzte zu jedem Lied. Unter ihrem Suff zog sie mich vom Tisch und schleuderte mich herum: “Ich kann nicht tanzen!”, schrie ich über Sean Pauls ‘She doesn’t mind‘ hinweg. Sie ignorierte mal wieder meine Worte. Also ließ ich mich wieder in die Vergangenheit versetzen, ins Havanna. Ich schwang die Hüften, was das Zeug hielt: “Von wegen, du kannst nicht tanzen!”, jubelte sie. Wer hatte mir das nochmal gesagt? Vergessen. Die Jungs gesellten sich zu uns und ich wurde etwas lockerer. Beny schien auch alles vergessen zu haben und lächelte vergnügt. Dann ließ er aber einen Satz in meine Richtung fallen, der bei mir die Sicherungen durchbrennen ließ. Ich schnappte nur etwas mit “striptease” auf und verlor die Beherrschung. Automatisch zeigte ich ihm meinen Mittelfinger, ganz im Teenager-Stil. Schon wieder schaute er mich mit großen Augen verwundert an. “Warum hast du das gemacht”, fragte er. “Weil ich einfach so bin”, war daraufhin meine Antwort. Was war nur los mit mir?

Und erneut war die Stimmung wieder im Keller. Er ging von dannen. Ganz wie im Film. Zehn Minuten später kam er wieder, setzte sich an unseren Tisch und schaute eiskalt in die Gegend. Ich wollte zu ihm und mit ihm reden, aber Lara zog mich immer wieder auf die Tanzfläche. Endlich, als ich mich von ihr lösen konnte, stand er auf und tanzte mit Albert. Es war wie verhext. Sobald er sich wieder setzte, schob ich Lara in Alberts Richtung. Ciao! Ich nahm neben ihm Platz und sah ihm direkt in die Augen: “Es tut mir leid”, war meine Einleitung. Es folgte eine lange Erklärung, dass ich so ein Interesse von einem Mann nicht gewohnt bin und mein Verhalten unpassend war. Es wäre mir einfach alles zu schnell gegangen und ich bräuchte mehr Zeit.

Verständnisvolles Nicken. Sein Ausdruck wurde weich. Er nahm meine Hand in seine, fing an sie zu streicheln und ich vergaß, warum ich nie vorhatte, ihn zu küssen…

© icey 2022-03-31

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