von Thomas Paar
Ein weiterer Tag breitet sich vor mir aus. Noch während ich die Rollos öffne, empfängt mich eine Trübe und Tristesse die ihresgleichen sucht. Augenblicklich schlägt mir das Wetter aufs Gemüt. Verfrachtet meine Laune von akzeptabel bis runter in den Keller. Nur schwer kann ich mich nach diesem Start aufraffen. Nicht mal der morgendliche Espresso vermag es mir aus den Klauen dieses drohenden Tiefs zu befreien. Obwohl sich alles in mir quer stellt und sich wehrt, schaffe ich es irgendwie mein Übungsprogramm zu beginnen. In der Mitte angekommen, merke ich plötzlich wie sich ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen durch die dichte Wolkendecke kämpfen. Diese simple Tatsache setzt in mir eine ungeahnte Energie frei. Meine Laune nimmt den noch letzten Funken Kraft zusammen, und katapultiert sich, wie aus einem Schleudersitz, wieder an die Oberfläche. Wieder in Freiheit, trägt das Stimmungshoch automatisch dazu bei, dass sich mein Übungsprogramm fast wie von selbst erledigt.
In der Zwischenzeit sind noch keine zwei Stunden dieses Tages vergangen. Was für eine Achterbahnfahrt dachte ich mir. Mit fortlaufender Dauer des Tages behielt die Sonne die Oberhand und gewann letztendlich den Machtkampf am Himmel. Behauptete ihre Vormachtstellung und schenkte uns mit ihrem schönen Wetter einige Sonnenstunden. Das trübe Wetter musste die Segel streichen, und verkroch sich in den Hintergrund. Doch noch während des Rückzuges schwor es sich zu rächen.
Von diesem elementaren Streit registrierte ich nichts. Ob es heute noch einmal zurückkommt, dass grausige Wetter? Keine Ahnung, dachte ich mir. Ich war lediglich froh, dass ich auf der Welle der Sonne schwamm und durchflutet von einer guten Laune den Tag verbringen konnte. Ich wusste, dass die Zeit begrenzt war, deswegen wollte ich noch einmal jeden einzelnen Sonnenstrahl ausnutzen. Dies machte ich auf einem Spaziergang.
Nachdem die Stadt bereits wieder viel zu früh von der Dunkelheit erfasst wurde, drehte sich das Karussell meiner Empfindung wieder erneut. Beinahe niedergeschlagen, oder einfach nur müde startete ich in den Abend. Bis zum Schlafen gehen änderte sich nicht wirklich viel an diesem Gefühlszustand.
Wie jeden Tag bevor ich schlafen gehe, lüftete ich noch einmal die Wohnung durch. Ich freute mich darauf, noch einmal kurz im frisch gelüfteten Wohnzimmer zu stehen. Doch nicht an diesem Tag. Ich schloss die Fenster, und befand mich fast in einer Schwade aus Rauch und schlechter Luft. Ich versuchte nach draußen zu schauen, aber sah keinen Meter weit.
Eine dicke Nebelwand versperrte mir die Sicht und drückte mir die unangenehme Luft ins Wohnzimmer. Da war sie also, die späte Rache und gleichzeitige Kampfansage an die fröhliche Stimmung und das schöne Wetter, welches mit der Sonne immer kommt.
Ich ging schlafen und hoffte nur, dass es am kommenden Tag schöner werden würde und die Rache nicht lange anhalten würde.
© Thomas Paar 2022-12-07