von Franz Brunner
Das erste Abenteuer war gerade ĂŒberstanden, initiierte mein Spezi das nĂ€chste. Anmeldung im Quartier und die Einsicht: Da geht noch was, ein Trip zum Schlögener Donaublick soll den Tag abrunden. Eine halbe Stunde, wenn man die AbkĂŒrzung durch den Wald nimmt, meinte eine kundige Passantin, aufgrund der vielen Wurzeln wurde eine Stunde draus.
Ein einzigartiger Blick auf die Donau war die EntschĂ€digung, das obligate Beweisfoto darf natĂŒrlich nicht fehlen. Muss es aber, wenn das Handy fehlt. Die SchweiĂperlen vermehrten sich rasant, als ich die offene GepĂ€cktasche sah. Handy zwecks rascherem Zugriff hineingelegt, ReiĂverschluss nicht zugemacht. Ich stammelte irgendwas von SchâŠ. und: Wir mĂŒssen die Waldstrecke noch einmal fahren. Wir taten es dann zweimal, weil wir uns auf den geheimen Wegen der JĂ€ger mehrmals verirrten.
Wissen Sie, wofĂŒr der Heilige Antonius zustĂ€ndig ist? Richtig, fĂŒr das Finden verlorener GegenstĂ€nde, somit auch fĂŒr mein Handy. WĂ€hrend wir die Waldwege rauf und runter strampelten, habe ich ihn intensiv angefleht. Er möge mich dieses blöde Ding bitte-bitte finden lassen, es sollte nicht zu seinem Nachteil sein. Oh Gott, was habe ich dem Heiligen Mann nicht alles versprochen. Ich hoffe, er hört schlecht, sonst mĂŒsste ich mein ganzes Leben umkrempeln.
Und das muss ich jetzt auch, denn bei der letzten Querung eines Rinnsals, kurz vor Abbruch der Suchaktion, starrte uns das asiatische Wunderding aus dem Wasser an. Unglaublich, es hat 2 Stunden im Bach gelegen und bis auf die angelaufene Kamera-Linse war das Ding voll funktionsfĂ€hig. Sollte Antonius auch fĂŒr WasserschĂ€den zustĂ€ndig sein? Ein finaler Anstieg, dann soll auf ihn angestoĂen werden. Man muss kein Physiker sein, um zu wissen, dass man mit einem 625 Wh-Akku weiter als mit einem 500 Wh-Akku kommt.
Konkret waren es 3 km bei einer Steigung von 5 %. Nachdem ich Verursacher der Zusatz-Etappe war, bot ich meinem Kumpel an, die RĂ€der zu tauschen. Kommt nicht infrage, meinte er, ein Mann ist ein Mann und der muss jetzt durch. 3 km ein 27 kg schweres E-Bike bei 30 °C bergauf zu schieben, das geht an die Reserven. Und ans GemĂŒt. Im Vertrauen, im Nachhinein war ich froh, dass Manfred mein Angebot ablehnte. Ein zweites Mal tĂ€te er es sicher nicht, Mann lernt ja dazu.
Sind aller guten Dinge wirklich drei? Nein, mein Spezi blieb von weiteren Eskapaden meinerseits verschont. Die 110 km am nĂ€chsten Tag verliefen problemlos, wenn man vom Weltuntergangsgewitter in Aschach absieht. Aussitzen im Cafe, prĂ€ventive Energiezufuhr mit Cremeschnitte. Nur fĂŒr den Fall, dass Abenteuer Nr.3 doch noch kommen sollte.
Apropos Aussitzen. Aus warâs mit Sitzen am dritten Tag. Schmerzen an ungewohnten Stellen. Manfred zog es vor, leichte Gartenarbeit im Stehen zu verrichten. Und ich schrieb im Liegen meine Liste, was ich dem Heiligen Antonius denn alles versprochen habe. So nebenbei entstand ein Plan fĂŒr die nĂ€chste Radtour. Noch wage ich nicht, meinem Radkumpel davon zu erzĂ€hlen.
© Franz Brunner 2022-06-22