Spiegel der Seelen

N Raoul

von N Raoul

Story

Finde mich wieder in einem Raum voller Spiegel. Verschiedene Wege, verschiedene Bilder – ich weiß nicht, welchen ich nehmen soll. Liegt die Antwort bei mir, oder rede ich mir wieder ein, dass ich irgendetwas hier kontrollieren kann? Obwohl ich doch Kontrolllos in den Brunnen falle.

Ich falle in ein Loch, und ich habe das Gefühl, beobachtet zu werden. Oh, wo fliege ich nieder? Hoffentlich finde ich mich hier im Unendlichen wieder.

Ich laufe hin und her im Spiegelsaal der Gezeiten und renne, weil ich Panik habe. Ich will hier herauskommen. Renne durch alle Seiten, renne in alle Richtungen – ich komme hier nicht raus.

Doch die Symphonie der Chöre wird lauter, und ich fühle, dass mich Augen beobachten. Überall hängen große und kleine Spiegel, der Weg hat verschiedene Längen. Es wird immer beängstigender. Immer dunkler.

Der Boden ist wie ein roter Teppich ausgerollt. Dabei bin ich doch alleine – oder doch nicht? Was mich auch bewegt und widersteht, ich schreie und renne weiter, weil ich keine klare Sicht mehr habe. Keine klare Sicht in der Welt, dicht wie große Spiegel hängen.

Ich will raus aus dem Schatten. Wo ist der Anfang? Wo ist der Ausgang? Wo bin ich? Was bin ich? Ich entdecke mich hier, so habe ich mich noch nie gesehen. Ich schlage panisch und kräftig auf diesen riesigen Spiegel ein – es soll endlich aufhören! Warum passiert denn nichts?

Er bekommt nur kleine Risse, und ich rutsche auf meine Knie. Wütend und weinend sitze ich nun da, hinter dem Spiegel. Aber dann höre ich etwas. Plötzlich zersplittert der Spiegel in Stücke – alle anderen Spiegel machen es kurzzeitig nach. Und diese weiße Leere, die ich danach sehe … Ich bin erstaunt. Es ist klar und hell. Fledermäuse kommen aus der Dunkelheit, in Schwärmen durch die Seiten, und bedecken alles Klare – und ich wehe mit ihnen durch den Wind.

Es ist chaotisch und kalt, der Wind schiebt mich draußen. Ich sehe alles, Fledermäuse beißen und wollen mich halten, in meiner Hosentasche nur die zerknüllte blaue Orchidee, und ich verliere sie. Ich flehe, doch ich sehe nichts. Die Fledermäuse können mich nicht mehr tragen. Es ist frei und doch so leer, von hier oben. Es zieht sich einfach schwer, es ist zu schnell und zu hektisch, meine Gefühle sind sogar für das Volumen zu elektrisch.

Schreie der Melodie für diese Lebensphilosophie. Im Chaos der Information zu viele Impulse tragen mich nach unten. Ich falle, und ich weiß nicht, was kommt. Denn der Regen ist Feuer, und das Lager ist längst aufgebraucht, im Winde verweht und im Nebel versteckt. Alle Gesichter schauen entsetzt, dabei fällt jeder Zweite aus der Reihe raus, hält es einfach aus, an dieser Schlange zu stehen und brav einfach weiterzugehen. Krankheit dieser Tage. Was tun, wenn man fällt? Die Antwort kann Heilung sein – aber die Heilung gibst du dir selbst.

© N Raoul 2025-03-10

Genres
Anthologien
Stimmung
Herausfordernd, Emotional, Komisch, Inspirierend